Diese Oscar-Preisträgerin begann ihre Karriere in der DDR
Autor: Teleschau
, Donnerstag, 13. November 2025
Whoopi Goldberg gehört zu den großen Schauspielerinnen Hollywoods. Sie spielte in vielen erfolgreichen, aber auch engagierten Filmen mit und gewann einen Oscar. Die Anfänge ihrer Karriere liegen aber in der ehemaligen DDR.
Vom Tellerwäscher zum Millionär - dieser zum Sprichwort gewordene Mythos hält sich hartnäckig in der US-amerikanischen Verherrlichung des Selfmade-Ideals. Auch weil so manche Erfolgsstory im Land der unbegrenzten Möglichkeiten dessen Gültigkeit immer wieder aufs Neue bekräftigt. In Hollywood, nur als Beispiel, wimmelt es nur so von ehemaligen "Tellerwäschern".
Brad Pitt etwa, längst einer der erfolgreichsten Schauspieler Hollywoods, machte seine ersten Schritte hin zur Traumfabrik als Werbemaskottchen für eine Fast-Food-Kette. Johnny Depp, er war immerhin mal erfolgreich, brachte als Verkäufer Kugelschreiber an den Mann. Tom Cruise, seit ewigen Zeiten ein Blockbuster-Garant, schlug sich in seiner Jugend als Zeitungsjunge über die Runden.
Viele Wege führen nach also Hollywood. Besonders bemerkenswert, weil besonders ungewöhnlich, liest sich vor diesem Hintergrund die Erfolgsstory von Whoopi Goldberg. Denn ihre Karriere nahm in der ehemaligen DDR ihren Anfang. Wirklich wahr, in der DDR. Ende der 1970er Jahre reiste Goldberg, freilich nach einem Anlauf als Stand-up-Komikerin in San Francisco, Kalifornien, mit einer Theatertruppe aus afro-amerikanischen Schauspielerinnen und Schauspielern in den Arbeiter- und Bauernstaat. Von 1979 bis 1981 habe sie in Ostberlin gelebt und dort, zusammen mit den deutschen Schauspielern, an verschiedenen Theaterproduktionen mitgewirkt, wie sie 1999 in der Talk-Show "Politically Incorrect" erzählte.
Es sei eine "sehr, sehr interessante" Erfahrung gewesen, sagte sie in der Gesprächsrunde. Auch deshalb interessant, als sie nicht den Eindruck hatte, die Ostdeutschen hätten sich in einem repressiven System gewähnt. Das Alltagsgefälle zwischen West und Ost war dennoch allgegenwärtig. Sie habe, erzählte sie weiter, immer wenn sie in die USA reiste und wieder nach Berlin zurückkehrte, für ihre Kollegen nicht erhältliche Dinge für den täglichen Bedarf ins Land geschmuggelt.
Wie wirkte sich die DDR-Erfahrung auf Whoopi Goldberg aus?
Ob diese Erfahrung Spuren hinterlassen hat, etwa ihrer Arbeit? Wer Bedeutungen sucht, findet eine auch hier. Goldberg, die für die Romanze "Ghost - Nachricht von Sam" einen Oscar gewann, wirkte auch in Filmen mit, die von gesellschaftlicher und systemischer Unterdrückung speziell gegen Schwarze in Amerika erzählen. In "Die Farbe Lila" (1985) spielt sie eine Frau, die im Süden der USA Anfang des 20. Jahrhunderts sich aus einem Leben aus Gewalt, Missbrauch und Unterdrückung - innerhalb der eigenen Familie und der schwarzen Community - emanzipiert.
"Der lange Weg" aus dem Jahr 1990 ist vor den Hintergrund der Rassentrennung Mitte der 50er-Jahre in den US-Südstaaten und speziell des Schicksals der schwarzen Bürgerrechtlerin Rosa Parks angesiedelt, die 1955 in Montgomery, Alabama verhaftet wurde, weil sie sich bei einer Busfahrt weigerte, ihren Sitzplatz an einen weißen Mann abzutreten. Und das Biopic "Das Attentat" handelt von einem weißen Rassisten, der 1963 einen schwarzen Bürgerrechtler erschießt und erst 30 Jahre später dank des Einsatzes eines idealistischen (weißen) Staatsanwalts überführt, angeklagt und verurteilt wird.
Was diese Filme trotz ihrer Unterschiede gemeinsam haben: Sie prangen an, sie verurteilen Missstände und rufen zu Widerstand auf. Wie sich dieser Widerstand aber vollzieht, dafür gibt es keine Vorschrift, er ist abhängig von den Umständen, abhängig auch von der Individualität des Unterdrückten. Das ist die Erkenntnis, die Goldberg aus ihrem Leben in der ehemaligen DDR gewonnen hat: Die Menschen würden sich auf je unterschiedliche Weise für Freiheit erheben, sagte sie in "Politically Incorrect". Und in der DDR kämpften die Menschen, fügte sie hinzu, für ein besseres Leben "über die Kunst".