"Das zerfrisst deine Seele": Boris Becker blickt emotional auf Zeit im Gefängnis zurück
Autor: Teleschau
, Freitag, 05. Sept. 2025
"Schmerzhaft und entwürdigend": Mit offenen Worten hat Boris Becker auf seine Zeit hinter Gittern zurückgeblickt. In einem Interview erklärte die Tennislegende auch, weshalb er bewusst auf den Besuch von Tochter Anna verzichtete.
Sechs Grand-Slam-Siege und auf Platz eins der Weltrangliste: Die Zahlen von Boris Beckers Karriere sprechen eine eindeutige Sprache. Doch so erfolgreich der Tennisstar während seiner Karriere auf dem Platz aufschlug, ging es nach dem Ende der Laufbahn nicht immer nur nach oben. Im Gegenteil: Der heute 57-Jährige geriet unter anderem mit seinem Privatleben in die Negativschlagzeilen - und landete 2022 wegen Insolvenzdelikten sogar im Gefängnis. In einem emotionalen Interview mit dem "SZ-Magazin" gab der Ex-Sportler nun beeindruckend offene Einblicke in sein damaliges Seelenleben.
231 Tage musste Becker insgesamt hinter Gittern verbringen. Gerade zu Beginn seiner Haft in Großbritannien hatte er an den harten Bedingungen - das ehemalige Tennis-Ass verbrachte 23 Stunden täglich nur in seiner Zelle - im Knast zu knabbern. "Mit meiner Frau zu telefonieren war mein Lebenselixier und die einzige Möglichkeit, ich selbst zu sein", blickte Becker nun zurück. Private Zeit war aber selbst hier nicht drin: Das maximal 15-minütige Gespräch wurde mitgehört. Nur zwei Besuche monatlich seien damals möglich gewesen.
"War ein Horror": Deshalb lehnte Boris Becker Besuch von Tochter Anna ab
Auch abseits dieses geringen Kontakts zu seinen Liebsten sei die Zeit im Gefängnis sehr zermürbend gewesen. Boris Becker beschrieb im Gespräch mit dem "SZ-Magazin": "Dein schlimmster Feind im Gefängnis ist die Zeit, die einfach stehen bleibt." Das koche nicht nur "den Verstand weich", sondern "dieses Endlose zerfrisst deine Seele", griff Becker zu deutlichen Worten. Sobald er seine Zelle damals verlassen habe, habe er es als "Kampf ums Überleben" wahrgenommen. Und "wenn du in deine Zelle zurückgehst, verschluckt dich die Einsamkeit". Insgesamt sei die Zeit im Gefängnis "schmerzhaft und entwürdigend" gewesen, auch weil man dort "eine Nummer, kein Mensch" mehr sei, so Becker.
Trotz des Gefühls, alleine zu sein, habe sich Becker bewusst dagegen entschieden, dass ihn seine Tochter Anna im Gefängnis besucht. "Die Vorstellung, dass meine Tochter ins Gefängnis zu gefährlichen Verbrechern kommen muss, um mich zu sehen, war ein Horror, für sie wie für mich", erklärte Becker seine Beweggründe. Immerhin seien sie regelmäßig telefonisch in Kontakt gestanden.