Ein Leben am Limit: Laura Dahlmeier stirbt bei Bergunglück
Autor: Thomas Wolfer und Sandra Degenhardt, dpa
, Mittwoch, 30. Juli 2025
Laura Dahlmeier liebte den Sport. Im Biathlon gewann sie alles, ehe sie mit nur 25 Jahren zurücktrat. Sie wollte frei sein. Ihre große Leidenschaft waren die Berge. Das wurde ihr nun zum Verhängnis.
Langeweile hatte im Leben von Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier keinen Platz. Ob Klettern auf Tausende Meter hohe Gipfel, Fallschirmspringen oder Motorradfahren - die 31-Jährige liebte das Leben am Limit, die Natur und den Kampf gegen sich selbst. Wann immer es nur ging, wollte die ehemalige Weltklasse-Biathletin etwas erleben. «Ich mag es, häufig unterwegs zu sein, neue Orte zu sehen und mich verschiedenen Herausforderungen zu stellen», sagte Dahlmeier mal.
Diesen Drang nach Freiheit bezahlte Dahlmeier nun mit ihrem Leben. Beim Bergsteigen am Laila Peak im pakistanischen Karakorum-Gebirge verunglückte sie trotz ihrer enormen Erfahrung auf tragische Weise tödlich. Das teilte ihr Management mit. Die Bayerin wurde am Montagmittag auf rund 5.700 Metern Höhe von einem Steinschlag erfasst.
Wegen andauernder Steinschlaggefahr konnte niemand zu ihr vordringen. Wie die Familie mitteilte, war es Dahlmeiers «ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille», in solch einem schlimmen Fall den Leichnam am Berg zurückzulassen. Das wurde nun getan und die Rettungsaktion eingestellt.
Wenn Laura Dahlmeier die Freiheit spüren wollte, ging sie in die Berge. An keinem anderen Ort war sie so sehr sie selbst, fühlte Frieden und inneres Glück. Sie galt als erfahrene und sehr risikobewusste Bergsteigerin, war staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin sowie zu Hause aktives Mitglied der Bergwacht.
Ex-Biathletin schon mal Zugspitzmassiv abgestürzt
«Ich denke, es ist ganz wichtig, dass man sich da ernsthaft Gedanken macht, dafür ist auch schon zu viel passiert. Natürlich, wenn dann wieder ein schlimmer Unfall ist und es passiert was im direkten Umfeld, dann stellt man sich auch wieder die Frage: Puh, wie macht man denn jetzt weiter», sagte Dahlmeier in der ZDF-Dokumentation «Laura Dahlmeier und der Rausch der Höhe». Ihr Ex-Freund (29) starb Anfang Januar 2022 bei einem Lawinenunglück in Patagonien.
Nicht erst seitdem wusste Dahlmeier um die Gefahren der Risikosportart. Im August 2014 stürzte sie beim Klettern im Zugspitzmassiv ab. Eine Felsschuppe, ein Griff, brach heraus. Sie versuchte nachzugreifen, fand aber erneut keinen Halt, weil auch der nächste Griff ausbrach, wie sie in ihrem Buch «Wenn ich was mach, mach ich 's gscheid» schrieb.
«Ich schlage ein paar Mal auf, falle kopfüber ... Bin völlig machtlos. Eine mir unbekannte Angst durchschießt meinen Körper und ich schreie.» Das Sicherungsseil rettete sie, sie erlitt einen Knöchelbruch, einen Bänderriss im Sprunggelenk sowie mehrere Prellungen. Die Bergrettung holte sie. Später sagte sie, ihr komme es vor, «als hätte ich in sehr kurzer Zeit fast alles erlebt». Und sie lernt eindrücklich die Lektion, dass man nicht «unsterblich» ist: «Wenn du beim Klettern einen Fehler machst, kannst du ums Leben kommen.»