Party, Dreck und Drogen: Wer rettet «das deutsche Neapel»?
Autor: Christoph Driessen, dpa
, Freitag, 26. Sept. 2025
Die Frohsinns-Kapitale Köln mit angesagten Clubs und hoher Promi-Dichte steht unter Druck. Erstmals könnte hier nun in einer deutschen Millionenstadt eine grüne Politikerin Oberbürgermeisterin werden.
Wolfgang Niedecken fühlte sich am Abend der NRW-Kommunalwahl an Asterix erinnert: Fast das ganze Bundesland war schwarz - bis auf ein paar rote Flecken und zwei grüne Punkte, in Münster und Köln. «Meine Heimatstadt als kleines gallisches Dorf - das hat mich schon gefreut», erzählt der Kölsch-Rocker lachend der Deutschen Presse-Agentur.
Zwar legte am 14. September auch in Köln die AfD zu, doch insgesamt ergab sich für den Stadtrat eine Mehrheit links von der Mitte. In der Oberbürgermeister-Stichwahl am Sonntag (28.9.) treten nun die in der Türkei geborene Grüne Berivan Aymaz und der SPD-Mann Torsten Burmester gegeneinander an.
Die derzeitige Vizepräsidentin des NRW-Landtags wäre das erste grüne Stadtoberhaupt einer deutschen Millionenmetropole. Aymaz (53) wurde in der Türkei geboren, kam mit sechs Jahren nach Deutschland und mit acht nach Köln. Auf der Grundschule sei sie von der Lehrerin dafür gelobt worden, als einzige in der Klasse Hochdeutsch zu sprechen - ohne rheinischen Singsang, erinnert sie sich.
Robert Habeck und Günter Wallraff als Unterstützer
Enthüllungsjournalist Günter Wallraff hat einen Wahlaufruf für Aymaz mitinitiiert: «Wir waren zusammen in der Türkei und haben uns dort für politische Gefangene eingesetzt», erzählt er. Grünen-Star a. D. Robert Habeck, der diese Woche eigens anreiste, um Aymaz zu unterstützen, gab die Losung aus, die Kölner Wahl könne ein bundesweites Signal abgeben: «Wer der AfD einen auswischen will, so richtig, der muss Berivan wählen!»
Grüne Politik hat in Köln allerdings auch viele Gegner. In den vergangenen zehn Jahren wurde die mit 1,1 Millionen Einwohnern größte Stadt des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen von einem Bündnis aus Grünen und CDU mit der parteilosen Henriette Reker an der Spitze regiert.
Reker (68) trat dieses Mal nicht wieder an - ihr Erbe wird überwiegend kritisch bewertet: Nach einer Forsa-Umfrage sehen die Bürger ihr in zahllosen Liedern besungenes Kölle im Niedergang. Hauptkritikpunkte sind die Verkehrssituation, der Wohnungsmarkt und die Vermüllung.
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Eine undeutsche Lässigkeit war immer schon das Kennzeichen der alten Römerstadt, deren berühmtes Dionysius-Mosaik (im Römisch-Germanischen Museum) den Gott des Wahnsinns und der Ekstase zeigt.