Neue Generation von Designern prägt die Modewelt
Autor: Estelle Marandon, dpa
, Mittwoch, 08. Oktober 2025
In der Modebranche häufen sich Neubesetzungen. Mit dem Tod Giorgio Armanis, dem letzten großen Altmeister, endet eine Ära – und beginnt eine Zeit, in der Stardesigner nicht mehr den Ton angeben.
Chanel, Dior, Balenciaga: In der internationalen Modebranche zeichnet sich ein Generationswechsel ab. Eine neue Riege von Kreativdirektoren übernimmt das Ruder. Mit ihnen verändert sich nicht nur der Stil auf den Laufstegen, wie sich bei der Fashion Week in Paris beobachten lässt - sondern auch das Selbstverständnis der Branche. Die Zeit, in der einzelne Stardesigner den Ton angeben, ist vorbei.
Ein Neuanfang bei Chanel - wichtigster Kreativposten der Branche
Gerade fand in Paris das Chanel-Debüt von Matthieu Blazy statt, es war mit Spannung erwartet worden. Der erste Look: ein grau karierter, maskulin geschnittener Hosenanzug mit kurzer Jacke, die Ärmel lässig hochgekrempelt, das Haar offen und wild, an den Ohren weiße Pompons, die deformierte Chanel-Tasche locker in der Hand. Ein Auftritt, wie ihn Gabrielle «Coco» Chanel selbst kaum souveräner hätte inszenieren können – maskulin und feminin zugleich, nonchalant und doch meisterhaft elegant.
Blazy hatte, so scheint es, Coco Chanel selbst vor Augen – eine imaginäre Unterhaltung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Weiße Männerhemden werden über ausgestellte Volant-Röcke getragen, lange Perlenketten schwingen im Überfluss, Seidenkleider sind locker an der Hüfte geknotet. Selbst der Tweed wirkt plötzlich wieder modern: stellenweise transparent gewebt oder mit ausgefransten Rändern, das Gewebe aufgelöst in handgeknüpfte Maschen.
Ein triumphales Debüt und eine Kollektion, die als Wendepunkt in die Modegeschichte eingehen dürfte. Matthieu Blazy, ein eher zurückhaltender Kandidat, überzeugte zuvor bei Bottega Veneta mit stiller Präzision und einem tiefen Sinn für Handwerk. Nun besetzt er den wichtigsten Kreativposten der Branche.
Neue kreative Köpfe bei Dior, Balenciaga, Mugler, Loewe
Es ist nicht der einzige große Personalwechsel dieser Pariser Fashion Week. Innerhalb weniger Monate wurden zahlreiche der wichtigsten Posten in der Modewelt neu besetzt: Jonathan Anderson übernahm die kreative Leitung bei Christian Dior, Pierpaolo Piccioli wechselte von Valentino zu Balenciaga. Auch bei Mugler und Loewe präsentierten sich neue kreative Köpfe.
Diese Häufung von Neubesetzungen fällt in eine Zeit, in der sich die Branche neu orientiert. Der Tod von Giorgio Armani, dem letzten großen Altmeister, markiert das Ende einer Ära, in der Designer noch echte Galionsfiguren waren. Karl Lagerfeld, Yves Saint Laurent oder Jean Paul Gaultier prägten die Mode mit ihren extravaganten Persönlichkeiten – und wurden somit selbst zu Marken. Solche Stars sind heute nicht nur selten geworden, sondern von vielen Häusern gar nicht mehr gewünscht.
Kritik an der Dominanz einzelner Stardesigner
Wie «Vogue Business» in einem Bericht analysierte, kann die Dominanz einzelner Stardesigner langfristig problematisch sein – für die Labels ebenso wie für die Designer selbst. Von ihnen wird erwartet, zugleich kreative Visionäre, Marketingstrategen und Geschäftsleute zu sein – ein Anforderungsprofil, das kaum noch zu erfüllen ist.