Weimers erste 100 Tage: Viel angestoßen, viel angeeckt
Autor: Verena Schmitt-Roschmann, dpa
, Dienstag, 12. August 2025
Der frühere Journalist und Verleger Wolfram Weimer wurde im Mai überraschend zum Beauftragten für Kultur und Medien berufen. Seitdem wirbelt er im Kanzleramt. Nicht, ohne Kritik auf sich zu ziehen.
Wolfram Weimer ist die ersten 100 Tage im Amt des Kulturstaatsministers im Sprint angegangen. Seit Anfang Mai hat der frühere Journalist und Verleger weitreichende Initiativen angestoßen, auch in seinem Tätigkeitsfeld Medienpolitik. Unter anderem kämpft er für eine milliardenschwere Abgabe, die US-Digitalkonzerne wie Google zahlen sollen. Der Konservative hat Großdebatten wie den Kampf gegen Antisemitismus, für Freiheit und Demokratie aufgegriffen. Und mit Breitseiten gegen «Cancel Culture» und das Gendern Kritik provoziert. Aber was hat Weimer bewirkt?
Der Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, Sven Lehmann, zieht eine kritische Bilanz. «Kulturstaatsminister Weimer war in seinen ersten 100 Tagen im Amt medial sehr präsent, leider aber meistens als Kulturkämpfer und deutlich zu wenig als Anwalt der Kulturschaffenden», sagte der Grünen-Politiker der «Berliner Morgenpost». Weimer müsse jetzt «beweisen, dass er nicht nur Debatten lostreten, sondern auch liefern kann», meinte Lehmann.
Denn einige von Weimers wichtigsten Vorhaben sind vorerst in der Schwebe.
Der Plattform-Soli
Der sogenannte Plattform-Soli wäre eine Abgabe auf den Erlös von Digitalkonzernen wie Google oder Meta bei Geschäften in Europa. Weimer hat eine Größenordnung von 10 Prozent genannt. Doch äußerten sich Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) und Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) skeptisch. Eine Sorge: Bittet man die US-Konzerne zur Kasse, könnte das den Handelsstreit mit Washington verschärfen.
Pflichten für Streamingdienste
Die von Weimer angeregte Investitionsverpflichtung für Streamingdienste würde ebenfalls US-Anbieter wie Netflix, Apple+ oder Disney+ treffen. Sie sollen Geld in Produktionen oder Studios in Europa stecken. Weimer hat sich mit Managern der Konzerne getroffen. Konkrete Ergebnisse verkündete er danach aber zunächst nicht.
Die Übernahme von ProSiebenSat.1
Das dritte große Medienthema ist die mögliche Übernahme der Sender ProSiebenSat.1 durch den MFE-Konzern der italienischen Unternehmerfamilie Berlusconi. Weimer äußerte früh Sorge um die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit der deutschen Sender. Er will im September mit MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi reden. Doch Berlusconi treibt unabhängig davon die Übernahme voran. Zuletzt empfahl die Spitze von ProSiebenSat.1 den Aktionären, die kürzlich nachgebesserte Offerte der Italiener anzunehmen.
Unmittelbarer schlug Weimer mit einigen Debattenbeiträgen durch - häufig in ablehnenden Kommentaren der von ihm Kritisierten: