Karl-Heinz Schnellinger, Held des WM-Halbfinales 1970, ist gestorben: Ein Rückblick auf seine beeindruckende Laufbahn.
Die Nachricht vom Tod des früheren deutschen Fußball-Nationalspielers Karl-Heinz Schnellinger hat die Fußballwelt erschüttert. Bekannt für seinen späten Ausgleichstreffer zum 1:1 im legendären WM-Halbfinale 1970 gegen Italien - oft als "Jahrhundertspiel" bezeichnet - verstarb Schnellinger am 20. Mai 2024 in Mailand. Dies wurde von seiner Familie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur offiziell bestätigt. Italienische Medien hatten zuvor bereits über seinen Tod berichtet. Erst am 31. März 2024 hatte der ehemalige Fußballstar seinen 85. Geburtstag gefeiert.
Der Linksverteidiger sorgte vor bald 54 Jahren mit seinem Ausgleich in der Nachspielzeit für die Verlängerung in der Partie gegen Italien, die bis heute als eines der besten Fußballspiele der Geschichte gilt. Italien gewann im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt 4:3 nach Verlängerung und unterlag danach Brasilien im Finale, Deutschland wurde Dritter. Schnellinger verdiente damals schon sein Geld in Italien und lebte dort auch nach seinem Karriereende.
Tor im WM-Halbfinale 1970 - Karl-Heinz Schnellinger ist tot
Dieses einzige Tor in seinen 47 Länderspielen machte Schnellinger zu einer Legende des deutschen Fußballs. Dass Schnellinger auch in einem anderen Klassiker auf dem Platz stand - bei der 2:4-Niederlage im WM-Finale gegen England 1966 - und bei der WM 1958 in Schweden Vierter wurde, damals noch mit Fritz Walter, ist weniger bekannt. Sein letztes Länderspiel bestritt er 1971 gegen Albanien. Als die Bundesrepublik kurz darauf 1972 und 1974 Europa- und Weltmeister wurde, hieß der linke Verteidiger schon Paul Breitner.
Dafür gewann Schnellinger mit seinen Vereinsmannschaften etliche Titel. Im letzten Jahr vor der Einführung der Bundesliga wurde er 1962 Meister mit dem 1. FC Köln. Anschließend wechselte er nach Italien, zunächst zur AC Mantua, dann zur AS Rom und schließlich zur AC Mailand. Mit den Rot-Schwarzen wurde er dreimal italienischer Pokalsieger, einmal Meister, zweimal holte er den Europapokal der Pokalsieger und einmal die Trophäe der Landesmeister.
"Carlo il Biondo" ("Der blonde Karl"), wie er in Italien genannt wurde, ist bis heute einer der erfolgreichsten Auslandsprofis. Aber das Leben in der Ferne brachte es mit sich, dass er zu Hause weniger zur Kenntnis genommen wurde als andere. "Mir kommt es immer so vor, als ob ich in Deutschland Ausländer bin - und in Italien auch", sagt Schnellinger der Deutschen Presse-Agentur anlässlich seines Geburtstages im März. "Aber das ist in Ordnung so." Karl-Heinz Schnellinger hinterlässt seine Ehefrau, drei Töchter und vier Enkel.