Goldener Löwe in Venedig für Jim Jarmusch
Autor: dpa
, Samstag, 06. Sept. 2025
Der US-Amerikaner erhält für sein Drama über Familiendynamiken den Hauptpreis des Festivals. Die zweitwichtigste Auszeichnung geht an den Gaza-Film «The Voice of Hind Rajab».
Der US-Regisseur Jim Jarmusch ist für seinen Film «Father Mother Sister Brother» mit dem Goldenen Löwen des Filmfestivals Venedig ausgezeichnet worden. Das gab die Jury bekannt. Der zweitwichtigste Preis der Filmfestspiele, der Große Preis der Jury, ging an «The Voice of Hind Rajab» von Kaouther Ben Hania über das palästinensische Mädchen Hind Rajab.
Mehrere Menschen nutzten die Bühne der Preisverleihung für politische Reden, einige drückten ihre Solidarität mit den Palästinensern aus. Der Hamas-Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 als Auslöser des Gaza-Krieges wurde nicht thematisiert.
Gewinner-Film mit Tom Waits, Cate Blanchett und Adam Driver
Jarmuschs Gewinner-Film setzt sich in drei Episoden mit den komplexen Beziehungen zwischen erwachsenen Kindern und ihren Eltern auseinander - und der Sprachlosigkeit, die dabei oft herrscht. Unter anderen spielen Cate Blanchett, Tom Waits, Adam Driver, Charlotte Rampling und Vicky Krieps mit.
Jarmusch (72) setzt in dem Film auf subtile Beobachtungen und wiederkehrende Motive. Gesten, Blicke und Pausen verraten in «Father Mother Sister Brother» mehr über die Beziehungen der Familienmitglieder, als Worte es könnten. Der US-Amerikaner zählt zu den bekanntesten zeitgenössischen Autorenfilmern («Night on Earth», «Only Lovers Left Alive»).
Er trug auf der Bühne einen Anstecker mit der Aufschrift «Enough», den auch Kaouther Ben Hania an ihrem Kleid befestigt hatte. Der Anstecker bezog sich auf den Gaza-Krieg, Ben Hania sagte dazu in ihrer Rede: «Ich fordere ein Ende dieser unerträglichen Situation. Genug ist genug.»
Jarmusch sagte: «Kunst muss sich nicht direkt mit Politik befassen, um politisch zu sein. Sie kann Empathie und Verbundenheit zwischen uns erzeugen, was tatsächlich der erste Schritt zur Lösung unserer Probleme ist.»
Zweitwichtigster Preis für «The Voice of Hind Rajab»
In «The Voice of Hind Rajab» erzählt die Tunesierin Kaouther Ben Hania von den letzten Momenten im Leben des palästinensischen Mädchens Hind Rajab im Gazastreifen. Es starb im Januar 2024 bei der Flucht seiner Familie aus der Stadt Gaza. Der Film sowie mehrere unabhängige Untersuchungen legen nahe, dass Hind Rajab und Teile ihrer Familie von israelischen Streitkräften getötet wurden.