Hollywood feiert sich selbst: Emmy-Abräumer «The Studio»
Autor: Christian Fahrenbach, dpa
, Montag, 15. Sept. 2025
Überraschende Sieger und zwei politische Statements: Der US-Fernsehpreis hätte eine komplett gelungene Show werden können – wäre da nicht eine Idee gewesen, die sich als unglücklich herausstellte.
Die Hollywood-Satire «The Studio» (AppleTV+) ist mit 13 Preisen der große Gewinner der diesjährigen Emmys – noch nie hat eine Comedyserie in einem einzigen Jahr mehr Preise bekommen. Die stargespickte Serie erzählt vom neuen Chef eines Filmproduktionsstudios, der verzweifelt den Spagat zwischen Kunst und Kommerz schaffen will. Hauptdarsteller, Co-Autor und Co-Regisseur Seth Rogen gewann in diesen Kategorien ebenfalls den begehrten TV-Preis.
Der Krankenhaus-Serie «The Pitt» gelang eine große Überraschung. Die in Echtzeit erzählte Reihe setzte sich in der Königskategorie beste Dramaserie überraschend durch, und zwar gegen die favorisierte Büro-Dystopie «Severance» (AppleTV+) und die beliebte Luxusurlaub-Satire «The White Lotus» (Sky Atlantic). Sie kam auf insgesamt fünf Auszeichnungen. «The Pitt» ist in Deutschland noch ohne Sendeplatz.
Hauptdarsteller Noah Wyle gelang zudem das größte Comeback des Abends. Er war zwischen 1995 und 1999 fünfmal in Folge erfolglos als John Carter in «Emergency Room» für einen Emmy nominiert worden und konnte nun in der Hauptrolle endlich die Trophäe mit nach Hause nehmen. Wyle meinte in seiner Dankesrede, dass der Preis zur Hälfte seiner Frau gehöre, «und das nicht nur wegen des Scheidungsrechts in Kalifornien».
Beste Miniserie wurde «Adolescence» (Netflix). Das fesselnde Jugendgewaltdrama hatte auch in Deutschland für viele Diskussionen gesorgt und erzählt in vier Teilen vom Mord an einer Schülerin durch einen anderen Teenager. Jungdarsteller Owen Cooper gewann für seine komplexe Darstellung des Täters den Preis als bester Nebendarsteller in einer Miniserie. Der 15-Jährige ist damit laut der Television Academy der jüngste männliche Schauspieler, der je einen Emmy-Schauspielpreis bekam.
Sein Serienvater Stephen Graham bekam die Auszeichnung für die beste Hauptrolle in einer Miniserie. Graham war auch als Autor und Produzent an «Adolescence» beteiligt und wurde dafür ebenfalls prämiert. Die Serie gewann acht Emmys.
Politische Kommentare sorgen für Gesprächsstoff
Für Gesprächsstoff sorgte Schauspielerin Hannah Einbinder, die für «Hacks» (im Streaming bei RTL+ und Netflix) nach drei erfolglosen Nominierungen erstmals den Preis als beste Nebendarstellerin in einer Comedy gewann. Sie rief am Ende ihrer Rede: «Go Birds! Fuck ICE! And Free Palestine!» – ein Schlachtruf für das Football-Team Philadelphia Eagles und die politische Aufforderung «Scheiß' auf ICE! Und Freiheit für Palästina!». Während im US-Fernsehen das Schimpfwort zur US-Einwanderungspolizei ausgeblendet wurde, zeigten Clips online den unveränderten Ausschnitt beim kanadischen Sender CTV2. Es blieb eine der wenigen ausdrücklichen politischen Aussagen des Abends.
Etwas leiser kam ein Kommentar zur aktuellen US-Politik von Stephen Colbert daher. Der Latenight-Moderator bekam an gleich zwei Stellen langanhaltenden Applaus. Vor zwei Monaten war Ende seiner «Late Show» verkündet worden, die in den USA wie auch die Emmy-Verleihung beim eher konservativen Sender CBS läuft. Das für Mai 2026 angekündigte Aus hatte Kritik ausgelöst, weil Colbert als Kritiker von Donald Trump gilt und viele Branchenkenner vermuteten, dass CBS aus Rücksicht auf den US-Präsidenten gehandelt habe.