Häftling A2923EV: Boris Becker schreibt übers Gefängnis
Autor: Julia Kilian, dpa
, Mittwoch, 10. Sept. 2025
Früher war Boris Becker das Tenniswunderkind. Dann saß er 231 Tage in Großbritannien im Gefängnis. In seinem neuen Buch schildert er, wie es ihm ergangen ist - und wer ihn gerettet hat.
Die Schreie lassen Boris Becker nicht los. In der ersten Nacht im Gefängnis hätten sie ihm am meisten zugesetzt. «Schreie, die klingen, als ob jemand Schmerzen hätte», schreibt der 57-Jährige. «Als ob jemand Hilfe bräuchte. Als ob jemand stirbt.» In seinem neuen Buch «Inside» erzählt er, wie es ihm während seiner Haft in Großbritannien ergangen ist.
Boris Becker, größer kann ein Name in Deutschland kaum sein. Da ist der Sieg 1985 in Wimbledon mit gerade einmal 17 Jahren. Das Wunderkind, das beim bekanntesten Tennisturnier der Welt gleich dreimal gewinnt.
Ein Privatleben, das oft in die Schlagzeilen gerät. Höhen und Tiefen, gelebt unter den Augen der Weltöffentlichkeit. Am 29. April 2022 verurteilt ihn der Southwark Crown Court in London dann zu zweieinhalb Jahren Gefängnis, nachdem er in einem Insolvenzverfahren Vermögenswerte nicht ordnungsgemäß angegeben hatte.
Warum er auf der Anklagebank saß? «Weil ich Fehler gemacht habe und Dinge falsch eingeschätzt, einiges davon habe ich schnell begriffen, anderes hingegen erst, als es zu spät war», schreibt er im Buch, das er mit dem britischen Sportjournalisten Tom Fordyce verfasst hat.
Das Leben als Häftling A2923EV
Das Buch schildert auf etwa 340 Seiten, wie Becker vor der Urteilsverkündung seine Sachen packt (Trainingsanzüge, Barack Obamas Autobiografie und ein Aftershave, das ihm später abgenommen wird) und eine Wimbledon-Krawatte umbindet. Wie er bei Haftantritt untersucht wird («Sie forderten mich auf, die Beine zu spreizen») und sich zurechtfinden muss. Häftlingsnummer A2923EV.
Anfangs im berüchtigten Gefängnis Wandsworth untergebracht, in dem einst schon Schriftsteller Oscar Wilde einsaß, verbringt er seine Zeit in einer schimmeligen Zelle. Hält sich mit Frühstücksfernsehen, Atemübungen, Unterrichten und Anrufen bei seiner geliebten Lilian über Wasser.
«Es ging ums nackte Überleben, nichts weiter. Versuchen zu essen, versuchen zu schlafen», schreibt Becker. Er verliert nach eigenen Angaben mehrere Kilogramm Gewicht, kommt später ins Gefängnis Huntercombe, wo er im Fitnessraum mithilft und einen Philosophiekurs über Stoizismus besucht.