Frankfurter Buchmesse startet im Spannungsfeld der Emotionen
Autor: Sandra Trauner und Jenny Tobien, dpa
, Dienstag, 14. Oktober 2025
Zwischen herzlichen Umarmungen und Warnungen vor KI: Tausende Autoren und Verlage kommen zur Buchmesse nach Frankfurt. Welche Themen die Literaturwelt aktuell besonders bewegen
Sorge um die Demokratie und Befürchtungen wegen Künstlicher Intelligenz, aber auch die Herzlichkeit des Gastlands Philippinen und vor allem viel Leselust: Die Frankfurter Buchmesse steckt im Zwiespalt der Gefühle. Vor der Eröffnung am Dienstagabend wird die ganze Bandbreite der Emotionen spürbar, die die Kulturwelt umtreibt.
Blumenkränze zur Begrüßung
Ehrengast sind in diesem Jahr die Philippinen. Im Gastlandpavillon werden die ersten Besucher überaus herzlich mit Blumenkränzen, Umarmungen und Gesang begrüßt. Das Archipel besteht aus 7.641 Inseln mit 134 indigenen Sprachen. Das Motto des Ehrengast-Auftritts lautet «Fantasie beseelt die Luft».
In dem ebenso lichten wie schlichten Pavillon wurden Materialien wie Bambus, Muscheln und Ananasgewebe verbaut. Auf sechs «Inseln» können die Besucher dem literarischen Programm lauschen, Bücher entdecken, Geschichtliches erfahren oder eine Videoinstallation sehen. Die Organisatoren versprechen «ein sechstägiges Fest».
Rund 100 Delegierte von den Philippinen kommen nach Frankfurt, darunter die Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa. Einige Autoren hätten allerdings abgesagt, bestätigt die Buchmesse - aus Protest gegen die deutsche Haltung im Gaza-Konflikt.
Buchmesse als Debattenraum
Angesichts der Konflikte in polarisierten Zeiten will die Frankfurter Buchmesse zum Dialog einladen: «In einer Welt, in der Grenzen gerade wieder an Macht gewinnen, ist die Begabung, verbindend zu sein, auch eine politische», erklärt der Direktor der Buchmesse Juergen Boos. «Dieser Aufgabe stellen wir uns, jedes Jahr aufs Neue. Und dieses Jahr mit nie dagewesener Dringlichkeit.»
Und Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, betonte auf der Pressekonferenz: «Die Frankfurter Buchmesse kann eine Blaupause sein für ein faires Miteinander von Menschen.»
«Ohne Verbraucherschutz fürs Hirn»
Die scheidende Vorsteherin nutzte ihre Redezeit für eine deutliche Warnung: Neben Kriegen und Krisen «wird unsere demokratische Gesellschaft insbesondere durch Künstliche Intelligenz in den Händen verantwortungsloser digitaler Oligopole sukzessive ausgehöhlt».