Frankfurter Buchmesse startet im Spannungsfeld der Emotionen
Autor: Sandra Trauner und Jenny Tobien, dpa
, Dienstag, 14. Oktober 2025
Zwischen herzlichen Umarmungen und Warnungen vor KI: Tausende Autoren und Verlage kommen zur Buchmesse nach Frankfurt. Welche Themen die Literaturwelt aktuell besonders bewegen
Sorge um die Demokratie und Befürchtungen wegen Künstlicher Intelligenz, aber auch die Herzlichkeit des Gastlands Philippinen und vor allem viel Leselust: Die Frankfurter Buchmesse steckt im Zwiespalt der Gefühle. Zum Auftakt wird die ganze Bandbreite der Emotionen spürbar, die die Kulturwelt umtreibt.
Zerfetzt KI die Literatur?
Datenvampire in Goldgräberstimmung, Kunst als Beute, digitaler Kolonialismus: Kulturstaatsminister Wolfram Weimer findet beim Eröffnungsfestakt scharfe Worte für die Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf die Literatur: KI könne die Welt der Literatur «zerfetzen».
«Auf gleichsam vampiristische Weise saugen KI-Unternehmen das kreative Potenzial aus unzähligen klugen Köpfen, nutzen deren Ideen und Empfindungen, ihre Schaffenskraft, ihre Visionen. Damit wird die große kulturelle Errungenschaft autonomer Kunstwerke und vor allem Bücher zur bloßen Beute», so Weimer. «Ich halte das für einen geistigen Vampirismus.»
In den Rechenzentren herrsche «Goldgräberstimmung». Dort finde «ein Raubzug» statt. Ganze Kulturen würden «zum Rohstofflieferanten degradiert und eigentlich schamlos ausgebeutet. Ich nenne das digitalen Kolonialismus, den wir nicht länger hinnehmen dürfen.»
Blumenkränze zur Begrüßung
Ehrengast sind in diesem Jahr die Philippinen. Im Gastlandpavillon werden die ersten Besucher überaus herzlich mit Blumenkränzen, Umarmungen und Gesang begrüßt. Das Archipel besteht aus 7.641 Inseln mit 134 indigenen Sprachen. Das Motto des Ehrengast-Auftritts lautet «Fantasie beseelt die Luft».
In dem ebenso lichten wie schlichten Pavillon wurden Materialien wie Bambus, Muscheln und Ananasgewebe verbaut. Auf sechs «Inseln» können die Besucher dem literarischen Programm lauschen, Bücher entdecken, Geschichtliches erfahren oder eine Videoinstallation sehen. Die Organisatoren versprechen «ein sechstägiges Fest».
Rund 100 Delegierte von den Philippinen kommen nach Frankfurt, darunter die Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa. Einige Autoren hätten allerdings abgesagt, bestätigt die Buchmesse - aus Protest gegen die deutsche Haltung im Gaza-Konflikt.