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Finale im Legenden-Dschungel: Camp bekommt eine würgige Königin


Autor: Agentur dpa

Köln, Sonntag, 01. Sept. 2024

Im Legenden-Dschungel stehen die Zeichen auf Abschied. Am Ende gewinnt eine "chronisch unterschätzte Maschine".
Das Sommer-Dschungelcamp ist zu Ende - aber wer hat gewonnen?


Sie erschien, würgte und triumphierte: Georgina Fleur, eine von ihren Mitstreitern chronisch unterschätzte Reality-TV-Teilnehmerin, hat die Sommer-Ausgabe des RTL-Dschungelcamps gewonnen. In der am Samstag beim Streamingdienst RTL+ veröffentlichten Folge setzte sich die 34-Jährige in einem sowohl epischen als auch erschütternden Duell gegen ihre letzte Mitstreiterin Kader Loth (51) durch, wobei sie tapfer Mäuseschwänze und Impala-Augen verspeiste. Immer wieder würgte Georgina dabei so stark, dass Zuschauer den Blick abwenden mussten. Doch es gelang ihr: Am Ende erhielt die in Dubai lebende Ex-"Bachelor"-Kandidatin eine Krone und ein Preisgeld von 100.000 Euro.

Georgina war unübersehbar von einer gewissen Genugtuung durchdrungen. "Ich wurde immer nur so ein bisschen von oben herab behandelt", klagte sie über ihre Mitstreiter. Einige Tage zuvor hatte sie auch schon einmal geweint, weil sie von allen unterschätzt werde ("Die machen mich fertig am frühen Morgen. Die sind so psycho!"). Auch eilte ihr aufgrund unglücklicher Auftritte in anderen Formaten - das konnte man nicht wegdiskutieren - ein bestimmter Ruf voraus. Die Reality-Kandidatin galt als etwas verwöhnt und wenig belastbar. Beides dürfte mit den heldenhaften Würge-Aufführungen im Dschungel nun der Vergangenheit angehören.

Dschungelcamp-Finale: Gigi führt Gespräche mit seiner unteren Körperhälfte

Zu Beginn des Finales wurden die fünf verbliebenen Camper zunächst auf drei reduziert - durch gegenseitige Nominierung. Der Bannstrahl traf Ex-Viva-Moderator Mola Adebisi (51) und Ex-Model Sarah Knappik (37). Besonders für Adebisi war dies bitter, da er zuvor immer wieder versucht hatte, den Anschein zu erwecken, die Show-Logik wie kein anderer zu durchschauen. Damit war ebenso klar: Der Sieg wird zwischen Georgina, Reality-Liebling Gigi Birofio (25) und Reality-Queen Kader Loth entschieden. Man konnte fast annehmen, dass weiterhin noch eine vierte Persönlichkeit am Lagerfeuer sitzt, da Gigi mehrfach in einen direkten Gedankenaustausch mit seiner unteren Körperhälfte trat. Er hob die Bettdecke hoch, blickte an sich herunter und sagte beschwörend: "Wart' noch bis morgen. Chill' bis morgen."

Er machte jedoch genau diese Tat seinen beiden verbliebenen Mitstreiterinnen zum Vorwurf. Georgina habe die Hälfte des Dschungels auf ihrer Liege "verpennt" und Kader ebenfalls "viel gechillt". Seine Schlussfolgerung offenbar: Niemand habe den Sieg so sehr verdient wie er. Es könnte sich dabei auch um ein emotionales Überbleibsel der vorherigen Episode gehandelt haben, als der 25-Jährige ausgerechnet bei einem Wissensquiz bestand (Georgina hatte dort übrigens auf die Frage, welche Romanfigur von Affen großgezogen werde und sich in die Amerikanerin Jane Porter verliebe, mit der bemerkenswerten Antwort "Godzilla" geantwortet).

Doch auch dieser Mann mit hochfliegenden Ambitionen wurde bald "wegrasiert", wie es Kader Loth ausdrückte. Bei einem Spiel, bei dem es darum ging, möglichst genau sechs Minuten abzuschätzen, scheiterte Gigi. Noch einmal Kader Loth zum Zähl-Fehler des gefallenen Mannes: "Gigi hatte viel zu viele Frauen in seinem Leben. Irgendwann hat er aufgehört zu zählen." Georgina analysierte ihre Konkurrentin hingegen mit den weisen Worten: "Sie ist wirklich eine Maschine, ja? In weiblicher Form." Loth war es auch, die eine freudige Endzeitstimmung einläutete. "Wir treten die letzte Reise an", verkündete sie. "Ist das euch bewusst?" Dies hatte wohl eine ungewollte Metaebene. Bei der Spezial-Staffel traten ausschließlich Kandidaten an, die in den 20 Jahren der Show bereits einmal im Dschungelcamp waren. Ein dritter Einsatz für diese "Legenden" ist schwer vorstellbar, wenn auch nicht ausgeschlossen. Vorausschauend ließ Loth daher verlauten, dass sie das Preisgeld für ihre Rente benötige. Georgina erklärte hingegen, sie wolle es für ihre Tochter anlegen. Als alleinerziehende Mutter könne sie die Summe sehr gut gebrauchen.

Gigi: "Gewinn ist nicht das Geilste"

Die beiden Frauen betonten zugleich, dass ihr rätselhafter Beruf als Reality-TV-Dauerkandidaten keineswegs nur Spaß sei. "Guck' mal, wie hart wir unser Geld verdienen hier. Glaubt kein Mensch!", sagte Loth. "Die Leute denken da draußen, dass wir arbeitslos sind." Georgina stimmte zu: "Und unterstellen uns, wir würden nix tun. Wir würden nicht arbeiten." Kurz musste man glauben, einer Gewerkschaftsgründung beizuwohnen. Alles gipfelte in einer finalen Prüfung, bei der sendungstypisch allerlei Ekelkram gegessen werden musste. Loth hatte dabei keine Chance, obwohl sie Moderator Jan Köppen im Stil eines Bankberaters beschwor, dass es doch um 100.000 Euro gehe. Georgina jedoch stopfte Mäuseschwänze (mit der ungläubigen Frage: "Kann man das essen?"), fermentierte Eier, Impala-Augen und schließlich Hühner-Innereien in sich hinein. Ja, wirklich stopfte. Zeitweise hielt sie die Hand vor den Mund, damit nichts wieder herauskam

Die in Heidelberg geborene 34-Jährige hatte zuvor immer wieder gezeigt, dass sie sehr tough sein kann. Zwischen ihrem ersten Auftritt im Dschungel im Jahr 2013, bei dem sie nur den sechsten Platz belegte, und der Sommer-Staffel 2024 lagen Welten. Georgina wirkte etwas gefestigter, ein wenig ausgeglichener, zumindest ein bisschen nachdenklicher. Das ist die Art von Heldenreise, die das Dschungelcamp regelmäßig belohnt. Wobei diesmal ganz andere Regeln galten. Nicht die Zuschauer stimmten über Wohl und Wehe der Teilnehmer ab, sondern die Camper selbst mussten ausfechten, wer am Lagerfeuer bleiben durfte. Das sorgte für eine in Teilen ganz andere Dramaturgie. RTL hatte die Staffel aufgezeichnet und nicht live gesendet. Moderatorin Sonja Zietlow (56) stellte in Aussicht, dass es vielleicht noch einmal eine derartige "Legenden-Staffel" (offizieller Titel: "Ich bin ein Star – Showdown der Dschungel-Legenden") geben könnte.

Versöhnlich jedenfalls scheint es für die Finalisten ausgegangen zu sein. "Ich glaub' mal: Der Gewinn ist nicht das Geilste, sondern etwas ganz, ganz anderes", sagte Gigi, dessen Bandbreite im Camp von öffentlich zur Schau gestellter Flatulenz bis zu Alltagsphilosophie reichte. Dieses andere sei, sagte er: "Wertschätzung."