Erfolge, Depressionen, Liebe – Carpendale blickt zurück
Autor: Cordula Dieckmann, dpa
, Mittwoch, 26. November 2025
Von tiefen Krisen bis großer Liebe: Carpendale gewährt in seiner Autobiografie Einblicke, die überraschen – und auch schockieren. Was ihn geprägt und gerettet hat.
Mit seiner Musik wurde Howard Carpendale berühmt. Songs wie «Hello Again» oder «Deine Spuren im Sand» begeisterten. Ein Leben in Ruhm und Glanz? In seiner Autobiografie «Unerwartet» schreibt der Sänger über seine Erfolge, aber auch über tiefe Krisen. «Keiner geht durch 80 Jahre ohne dunkle Flecken, das ist ein Teil des Lebens von Drogensucht bis Depression», sagte Carpendale der Deutschen Presse-Agentur in München, wo er in der Nähe wohnt. «Gerade bei prominenten Leuten kommt das öfter vor.»
Das Buch erscheint wenige Wochen vor Carpendales 80. Geburtstag, den er am 14. Januar feiert. Wenn er zurückblicke, sehe er auch Momente, die er bereue, resümiert darin der Sänger, der im südafrikanischen Durban aufwuchs. «Zugleich finde ich es zutiefst menschlich, Fehler zu machen.»
Missbrauch in der Kindheit
Zu Beginn des Buches sind es nicht seine Fehler, die schockieren. Zehn Jahre ist Carpendale alt, als ein Bekannter des Vaters zu Besuch kommt. Archie wirkt auf den Jungen «breit wie eine Wand», mit «Beinen und Armen wie Säulen» und Händen wie Schaufeln. Er will mit Howard ins Kino - die Eltern stimmen zu. Was das Kind auf dem Heimweg im dunklen Park erlebt, brennt sich ins Gedächtnis ein.
Archie habe sich mit ihm auf eine Bank gesetzt, sein Knie getätschelt und ihn dann am Bein angefasst, «immer höher», wie der 79-Jährige schreibt. «Ich erstarre. Ich weiß nicht, was ich tun soll.» Bei zwei weiteren Spaziergängen spielt sich Ähnliches ab. Carpendales Eltern reagieren ratlos und schweigen.
Das Leben als «cooler, großer Spaß»
Auch sonst hat Carpendale es nicht immer leicht. Die Familie hat Geldprobleme und zieht öfter um. «Trotzdem sind die Jahre meiner Kindheit und Jugend für mich ein einziger nicht endender Traum», schreibt Carpendale, der neben seiner Begeisterung für Sport wie Rugby oder Kugelstoßen auch das Musik- und Partymachen entdeckt. «Mein Leben ist Rock'n'Roll. Ein cooler, großer Spaß», notiert er über seine Schulzeit.
«Rassismus ist eine böse Saat»
Über die Apartheid in Südafrika schreibt er: «Ich wuchs in eine Welt hinein, in der es normal war, Menschen in Schwarz und Weiß, in Menschen erster und zweiter Klasse einzuteilen. Und in der Menschen zweiter Klasse weniger Rechte hatten, einfach weil sie, wie man heute sagt, People of Colour waren.»
Während des Wehrdienstes wird er einmal abkommandiert, um gegen Demonstrierende vorzugehen, vorwiegend Schwarze, die gegen Unterdrückung und für ihre Rechte auf die Straße gehen. Notfalls soll er schießen, ein Befehl, der Unverständnis bei ihm hervorruft.