Dresscode oder Schlabberlook fürs Opernhaus?
Autor: Kathrin Zeilmann, dpa
, Montag, 11. August 2025
Kann ein Opernabend in Jeans und T-Shirt auch Spaß machen? Oder muss es unbedingt die festliche Robe sein? Die Mailänder Scala wird strenger, andere geben sich gelassen.
Unter den Ehrengästen der Bayreuther Festspiele wird über den Dresscode nicht diskutiert: Smoking für die Männer, lange Abendrobe für die Frauen. In Jeans und T-Shirt über den roten Teppich laufen? Um Himmelswillen!
Später freilich, wenn der Premierenglanz verschwunden ist, wenn sich auch Normalbürger am Grünen Hügel tummeln, wird es hier legerer. Kaum jemand allerdings erklimmt den Grünen Hügel im Freizeitoutfit - es sei denn, er will nur zur nahen Kleingartenanlage oder zum Kneipp-Becken.
Frauen kombinieren bei den Festspielen aber inzwischen durchaus Sommerkleider mit Ballerinas und auch Männer ohne Fliege müssen keine geringschätzigen Blicke der Wagnerianer mehr fürchten. Es muss nicht mehr die große Robe sein, es ist sichtbar mehr Liberalität eingezogen in den vergangenen Jahren.
Es gebe keine Vorschriften, heißt es auf der Website des weltbekannten Opernspektakels zur Kleiderfrage; «aber der festliche Charakter der Veranstaltungen bestimmt das Outfit der Gäste». Und das Wetter sei ja schließlich auch zu bedenken.
Keine kurzen Hosen in der Scala
Weniger zurückhaltend ist seit kurzem die Mailänder Scala, eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt. Die Kleiderordnung wurde verschärft. Wer kurze Hosen, Flip-Flops oder Tank-Tops trägt, kommt nicht mehr rein.
In den vergangenen Jahren ließ das Teatro alla Scala - so der offizielle Name - hier Nachsicht walten, doch damit ist nun Schluss. «Die Direktion bittet das Publikum, eine Kleidung zu wählen, die dem Anstand des Theaters entspricht und die das Theater selbst und die anderen Zuschauer respektiert», hieß es in einer Mitteilung.
Betont gelassen gibt man sich dagegen bei der Bayerischen Staatsoper in München. «Kein Opernbesuch ohne Abendkleid oder Krawatte? Quatsch. Wir möchten, dass Sie sich wohlfühlen», schreiben die Verantwortlichen. Das bedeute für viele Besucherinnen und Besucher, dass sie sich für einen besonderen Abend eben auch besonders schick machen. «Einen offiziellen Dresscode gibt es aber nicht: Wir freuen uns über außergewöhnliche Outfits ebenso wie über Jeans und gemütliche Jumpsuits.»