Der Fürst der Mode - Giorgio Armani ist tot
Autor: Christoph Sator, dpa
, Donnerstag, 04. Sept. 2025
Der Name Armani steht für teure Mode, teuren Schmuck und teure Parfüms. Der Italiener sorgte aber auch dafür, dass man zum Anzug T-Shirt tragen kann. Jetzt ist der «Principe» mit 91 Jahren gestorben.
Was wird wohl bleiben von Giorgio Armani? Wird es sein wie mit Karl Lagerfeld, mit Yves Saint-Laurent, mit Coco Chanel - Namen, die auch nach Jahren und Jahrzehnten noch Bedeutung haben?
Der Italiener war nach Meinung vieler der letzte große Modeschöpfer mit unverkennbarem Stil: lässig, edel und schlicht. Armani erfand das Sakko neu und ermöglichte es, dass man zum Anzug T-Shirt tragen kann. Bis ins hohe Alter machte er das selbst noch vor. Nun ist er mit 91 Jahren gestorben.
Im Unterschied zu vielen sonstigen Größen seiner Branche war Armani nie in Paris zu Hause, sondern immer in Mailand. In der Via Borgonuovo, einer überaus eleganten Straße, gehörten ihm mehrere Gebäude. Der Firmensitz ist ein Palast aus dem Jahr 1662. Neue Kollektionen zeigte er im Keller seines Wohnhauses. Viermal pro Jahr Mailand, zweimal Herren-, zweimal Damenmode, dazu noch zweimal pro Jahr Paris. Alle kamen. Seit Lagerfelds Tod im Februar 2019 war er für viele der bekannteste Modemacher der Welt.
Fürst der Mode
Geboren wurde der «Principe della Moda» («Fürst der Mode»), wie sie ihn in seiner Heimat nannten, nicht in Mailand, sondern eine Autostunde entfernt, in der Kleinstadt Piacenza, als zweites Kind einer Hausfrau und eines Speditionskaufmanns. Die Mutter legte Wert auf Kleidung, auch in den Kriegsjahren. Aber größeren Einfluss in Sachen Mode hatte in jungen Jahren wohl der Großvater, der als Maskenbildner und Perückenmacher beim städtischen Theater sein Geld verdiente.
Jedenfalls war Armani auf seine Herkunft stolz. Eines der wenigen Male, die man ihn in den letzten Jahren nicht einfach nur in Hose plus Pulli oder T-Shirt und vielleicht noch Sakko zu sehen bekam, war, als ihn die Universität seiner Heimatstadt im Mai 2023 zum Ehrendoktor machte: Er trug Talar und Schärpe, wie es sich zum Doktorhut gehört.
In seiner Dankesrede sagte er: «Diese Arbeit ist für mich das Leben, ein ständiger Akt der Liebe.» Und er fügte lächelnd, aber geschäftsbewusst hinzu: «Ich höre mir immer die Meinung der anderen an. Aber dann treffe ich die Entscheidungen.»
Nie eine Lehre
Fast wäre aus Armani sogar ein echter Doktor geworden. Nach dem Abitur studierte er zwei Jahre lang Medizin. Beim Militärdienst in einem Hospital merkte er, dass das nicht seine Welt war. Eine Freundin vermittelte ihn zur Kaufhauskette «La Rinascente», wo er als Schaufensterdekorateur begann, dann Einkäufer wurde. So lernte er 1964 den Altmeister der italienischen Herrenmode kennen, Nino Cerruti. Ohne je den Beruf erlernt zu haben, machte er seine ersten eigenen Entwürfe. Dann trennten sich die Wege.