Berlinale: Kritik an israelkritischen Äußerungen bei Gala
Autor: Peter Claus und Sabrina Szameitat, dpa
, Sonntag, 25. Februar 2024
Bei der Berlinale gewinnt eine Doku über Raubkunst den Hauptpreis. Doch am Tag nach der Gala dreht sich alles um die Vorgänge auf der Bühne - und um die Frage, ob der Kulturbetrieb ein Israel-Problem hat.
Nach den Äußerungen mehrerer Filmschaffender zum Nahost-Krieg auf der Berlinale-Gala hat Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) heftige Kritik an der Veranstaltung geübt. «Das, was gestern auf der Berlinale vorgefallen ist, war eine untragbare Relativierung. In Berlin hat Antisemitismus keinen Platz, und das gilt auch für die Kunstszene», schrieb er auf der Plattform X, vormals Twitter. Wegner, der am Samstagabend selbst im Publikum saß, erwarte von der neuen Berlinale-Leitung, dass sich «solche Vorfälle» nicht wiederholten.
Während der Preisverleihung am Samstagabend hatten mehrere Preisträger sich in einer Weise zum Gaza-Krieg geäußert, die für Kritik sorgte. Auffällig war nach Ansicht von Kritikern vor allem, dass die Beteiligten auf der Bühne einseitig Vorwürfe gegen Israel äußerten, ohne den Terrorangriff der islamistischen Hamas vom 7. Oktober 2023 zu erwähnen.
Zu Beginn der Gala hatte die Co-Chefin der Berlinale, Mariette Rissenbeek deutlich gemacht, dass es für «Hetze, Antisemitismus, antimuslimischen Hass und jede Form von Diskriminierung» keinen Platz bei der Berlinale gebe. Den Gaza-Krieg bezeichnete sie als «humanitäre Katastrophe». «Wir fordern Hamas auf, die Geiseln umgehend freizulassen und wir fordern Israel dazu auf, alles erdenklich Mögliche zu tun, um die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen und dafür zu sorgen, dass dauerhaft Frieden in der Region wiederkehren kann. Die Kampfhandlungen müssen aufhören.»
Israelfeindlicher Beitrag auf Instagram
Am Sonntag distanzierte sich die Berlinale zudem von einem israelfeindlichen Instagram-Beitrag zum Nahost-Konflikt, der zuvor auf einem Konto der Berlinale-Reihe Panorama veröffentlicht worden ist. «Diese Posts stammen nicht vom Festival und repräsentieren nicht die Haltung der Berlinale», teilte die Berlinale am Sonntagabend in ihrer Instagram-Story mit. «Wir haben sie sofort gelöscht und eine Untersuchung angestoßen, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte.» Das Filmfestival kündigte an, eine Strafanzeige gegen Unbekannt zu erstatten.
Auf X, ehemals Twitter, kursierten am Sonntag Screenshots von dem Konto der Panorama-Sektion der Berlinale. Auf einem Foto war der Slogan «Free Palestine - From the River to the Sea» («Freies Palästina - vom Fluss bis zum Meer») zu sehen. Mit dem Satz ist gemeint, es solle ein freies Palästina geben auf einem Gebiet vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer - dort, wo sich jetzt Israel befindet.
Protest-Zettel auf der Bühne
Bei der von politischen Botschaften geprägten Gala gewann am Samstagabend zum zweiten Mal in Folge ein Dokumentarfilm den wichtigsten Preis, den Goldenen Bären: Der Film «Dahomey» von der in Frankreich geborenen Regisseurin Mati Diop setzt sich mit der Rückgabe von Raubkunst auseinander.
Auch sonst war die Berlinale in diesem Jahr besonders stark von politischen Debatten geprägt. Bereits bei der Eröffnungsgala hatten viele Filmschaffende etwa gegen Rechtsextremismus protestiert. Andere forderten ein Ende der Kämpfe in Gaza zwischen Israel und der Hamas. Bei der Preisverleihung trugen mehrere Menschen auf der Bühne einen Zettel mit der Aufschrift «Ceasefire Now» (etwa: «Feuerpause jetzt»).