Bayreuth oder Salzburg - ein Festspielvergleich
Autor: Kathrin Zeilmann und Matthias Röder, dpa
, Montag, 21. Juli 2025
Stars, Sternchen und Glamour vor der Alpenkulisse? Oder Wagnerklang in der fränkischen Provinz? Ein kleiner Guide, ob Salzburg oder Bayreuth den spannenderen Festspielsommer bietet.
Sanftes fränkisches Hügelland oder Alpenkulisse? Wagner oder Wiener Philharmoniker und der «Jedermann»? Bier oder Prosecco? Bratwurst oder Mozart-Kugeln? Der Festspielsommer bietet jedes Jahr für die Anhängerschaft der Hochkultur im deutschsprachigen Raum die Wahl zwischen zwei der berühmtesten Festivals der Welt - Bayreuth oder Salzburg.
Worum geht's?
Diese Frage ist zumindest für Bayreuth recht schnell zu beantworten: um Richard Wagner (1813-1883). Er hat die Bayreuther Festspiele ins Leben gerufen, ließ mit Unterstützung des Bayernkönigs Ludwig II. ein Festspielhaus am Stadtrand errichten. Aufgeführt wird dort alljährlich im Sommer ausschließlich ein festgelegter Kanon von Wagners Opern, Ausnahmen sind sehr selten. Überraschungen, Neuerungen? Nur dosiert. Intendantin Katharina Wagner führte immerhin eine Kinder-Oper und Open Airs im Festspielpark ein.
Die Salzburger Festspiele sind keinem Künstler, sondern einer Idee gewidmet: Kurz nach dem Ersten Weltkrieg wollten sie die Rolle von Kunst und Kultur in einer erschütterten Welt als heilsames Gegenbild etablieren. Zu den Gründern zählten 1920 der Dramatiker Hugo von Hofmannsthal und der Regisseur Max Reinhardt. Das Festival gilt als Fest des Geistes. Mit dem Theaterstück «Jedermann» – einer Moralpredigt in Reimen aus Anlass des Sterbens eines reichen Mannes - rückt zu Beginn der Festspiele alljährlich eine zentrale Frage in den Mittelpunkt: «Was ist der Sinn des Lebens?»
Promi-Faktor
Salzburg bietet eine hohe Promidichte. Ähnlich wie in Bayreuth zählte Ex-Kanzlerin Angela Merkel zu den Stammgästen. Die Mitglieder der österreichischen Regierung nutzen gern die Gelegenheit, Amtskollegen oder Amtskolleginnen einzuladen. 2017 war der französische Präsident Emmanuel Macron in Salzburg, 2018 die damalige britische Premierministerin Theresa May. 2020 war Wladimir Putin eingeladen, doch die Corona-Pandemie durchkreuzte die Pläne zum Besuch des damals noch hofierten russischen Präsidenten. Unter den Royals ragt das schwedische Königspaar heraus, das die Festspiele öfter besucht hat. Auch Milliardäre wie der Industrielle Reinhold Würth sind zu Gast – und in seinem Fall Sponsor zugleich.
In Bayreuth wird der rote Teppich zum Auftakt inzwischen vor allem für die Politik ausgerollt. Angela Merkel ist regelmäßiger Gast in Bayreuth. In diesem Jahr hat sich Kanzler Friedrich Merz (CDU) angesagt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist eh immer da. Viel Applaus bekommt stets der frühere Showmaster Thomas Gottschalk, weil er aus dem benachbarten Kulmbach stammt. 1987 schaute auch einmal der heutige britische König Charles vorbei, 2017 das schwedische Königspaar Silvia und Carl Gustaf.
Glamour und Rituale
Salzburg ist bis Ende August einerseits Treffpunkt der Reichen und Schönen, andererseits können Besucher auch ohne Karten und ohne Geld Festspielluft schnuppern. Das dreitägige Fest zur Eröffnung bietet Musik, Theater und Lesungen. Während des Festivals gibt es ein Public Viewing. Open Air werden in diesem Jahr die aktuellen Inszenierungen von «Maria Stuarda», «Giulio Cesare in Egitto» sowie vom «Jedermann» gezeigt. Außerdem sind historische Aufführungen zu erleben wie der «Don Giovanni» von 1954 oder «Carmen» von 1967.
Wer eine Karte für Theater, Oper oder Konzert hat, sollte sich an den festlichen Dresscode halten. Tracht gilt als salonfähig. Die Ansprüche ans Verhalten sind hoch. Es gab schon Szenen, in denen ältere Besucherinnen vom «Untergang des Abendlandes» sprachen, weil ein Gast sich mit dem Rücken an ihnen vorbei zwängte.