Barbara Salesch: Die Wunderwaffe gegen den True-Crime-Boom
Autor: Thomas Bremser, dpa
, Samstag, 02. Sept. 2023
Kein True Crime, kein Krawall, kein Jugendwahn: Barbara Salesch widersetzt sich vielen Trends der Medienlandschaft - und ist dennoch erfolgreich. Wie kommt's?
Es sind mal gütige Worte, die aus ihrem Mund kommen. Mal ist es ein strenger Blick, den sie den Angeklagten über ihren Brillenrand zuwirft. Richterin Barbara Salesch gehört für viele Familien zum Nachmittag dazu.
Nach einer längeren Pause feierte sie mit ihrer RTL-Show «Barbara Salesch - Das Strafgericht» vor einem Jahr ein erfolgreiches Comeback. Ab Montag (15.00 Uhr) laufen neue Folgen.
«Wenn ich gewusst hätte, wie viel Spaß mir die Sendung noch macht, hätte ich nicht so lange überlegt», sagt Salesch heute über ihr anfängliches Zögern vor ihrer Rückkehr ins Fernsehen.
200 TV-Fälle pro Jahr
Nach mehr als 2000 Fällen auf Sat.1 (1999-2012) hatte die Grande Dame der deutschen Gerichtsshow ihre Robe zunächst an den Nagel gehängt und ließ sich im vergangenen Jahr von RTL zu einem Comeback überreden. 200 TV-Fälle bearbeitet die früher in Hamburg praktizierende Strafrichterin nun im Jahr.
Das Nachmittags-Format mit oftmals reichlich kuriosen Wendungen liefert auch bei jungen Leute erstaunlich gute Quoten ab und ist auf gewisse Weise untypisch für die heutige Medienwelt.
Salesch stellt sich gegen einen Trend: Sie behandelt ausschließlich fiktive Fälle, die oft zumindest auf echten Straftaten basieren und lässt Laiendarstellerinnen und -darsteller auftreten. Dabei sorgen bei Streamingdiensten und Podcasts derzeit doch vor allem echte Kriminalfälle für Erfolg. Diese schon seit längerem boomenden True-Crime-Formate sieht Salesch allerdings kritisch.
Kritik an True-Crime-Formaten
«Das Opfer wird zu Unterhaltungszwecken degradiert und es wird zudem sehr aus Tätersicht berichtet. Nach einer Verurteilung möchte ich den Täter nicht mehr sehen und will nicht, dass er Profit schlägt aus seiner Tat. Und genau das wird gemacht.»