Eine Pionierin des Videoblogs
Große Schwierigkeiten sollte sie dabei nicht haben. Ihre eigene Marke ist sie sowie längst, auch abseits der ARD. Mit ihrem ikonischen London-Calling Format gehörte sie zu den Pionieren des Videobloggens. «Ich habe ja quasi das, was jetzt alle auf Instagram machen, erfunden», sagt sie und lacht. «Das war damals wirklich neu und das habe ich einfach gemacht aus Quatsch, weil ich irgendwie Lust hatte, diese Mentalität der Briten besser zu verstehen.»
Ihr Film- und Tonstudio wird dabei weiter Hausboot Emilia bleiben. «Ich gehe hier nicht mehr weg», sagt Dittert, die 365 Tage im Jahr auf dem Wasser lebt. Das Boot ist ihr Zuhause, Arbeitszimmer, Rückzugsort und Fundament ihres Lebens in Großbritannien.
Dittert liebe das Gefühl, «eigentlich draußen zu wohnen». Das Blätterwerk der über den Kanal ragenden Bäume verdecke im Sommer die benachbarten Häuser, für einige Monate sehe sie dann nur den Kanal, das Grün der Blätter und den blauen Himmel. Das Außendeck ihres Bootes werde zum Wohnzimmer, die Kaimauer zum blühenden Hortensien-Garten.
«Es ist nicht immer nur toll, hier zu wohnen»
Auch die Winter ließen sich größtenteils gut überstehen, sagt Dittert - warm eingepackt in einen dicken, rosa-violett gestreiften Wollpulli und mit einer dampfenden Tasse Tee in den Händen. Ihr Boot sei stark isoliert, mit typisch deutschen, doppelt verglasten Fensterscheiben. Ein gemütlicher, fast nestartiger Raum, in dem sie dank Heizofen, Luftentfeuchter und einer eingespielten Routine auch feucht-kalten Zuständen trotze. Benachbarte Bootsbewohner nennen Emilia laut Dittert auch «The German Palace».
Dennoch könne es nachts teilweise bitterkalt an Bord werden. «Es ist nicht immer nur toll, hier zu wohnen», gibt Dittert zu. Kürzlich habe sie mit Schrecken in der Zeitung gelesen, dass die vergleichsweise milden Londoner Winter bei einem klimabedingten Abebben des Golfstroms um dramatische zehn Grad kälter werden und die Stadt in eine Eis-Metropole verwandeln könnten.
Auch sonst sieht es in Großbritannien nicht gerade rosig aus. Das Gesundheitssystem ist marode, auf dem Immobilienmarkt herrschen feudalistische Zustände und die Rechtspopulisten sind auf bestem Weg, demnächst die Macht zu übernehmen. Warum will man in diesem Land alt werden?
Selbst Rechtspopulisten seien hier charmanter als woanders
«Weil ich hier zu Hause bin, mit all den guten und den schlechten Seiten, und weil es woanders auch nicht besser ist», sagt Dittert mit Blick auf die politische Lage. «Wenn wirklich die Rechtspopulisten die Macht übernehmen sollten, glaube ich, wird das hier immer noch angenehmer bleiben, als wenn das in anderen Ländern passiert.» In Großbritannien seien eben selbst Rechtspopulisten noch eine Prise charmanter.