Achtung, dieses Buch kann Sie triggern
Autor: Alina Schmidt, dpa
, Mittwoch, 17. Sept. 2025
Sie sollen uns vor belastenden Themen schützen. Kritiker sehen sie als Beleg für eine angeblich verweichlichte Gesellschaft: Triggerwarnungen. Wie sinnvoll sind solche Hinweise?
Die Autorin Alexa J. Bloom stellt ihrem Roman «The Villain's Temptation» einen interessanten Hinweis voran: «Verantwortungsvoll lesen!», heißt es dort. Es folgt eine Warnung vor den Inhalten, die in dem Buch vorkommen - darunter Folter, Kidnapping und Nekrophilie.
Solche Inhalts- und Triggerwarnungen findet man inzwischen auch zu Beginn von Serien, Beiträgen in den sozialen Netzwerken oder in Podcasts. Sie sollen den Konsumenten bei der Entscheidung helfen, ob sie bestimmte Themen vermeiden wollen. Einige kritisieren die Warnungen jedoch.
«Trigger sind Reize», erklärt Psychologin Birgit Langebartels den Begriff. Ihr zufolge können diese etwa durch Gerüche oder auch Situationen bestimmte emotionale oder körperlichen Reaktionen auslösen. Bei Betroffenen sei es möglich, dass ihre früheren Traumata durch Trigger wieder hervorgerufen würden und zu Panikattacken führten. Die jeweiligen Warnungen sollen genau vor solch einer Retraumatisierung schützen - zum Beispiel bei Medien, die (sexuelle) Gewalt, Kindesmissbrauch oder Mobbing thematisieren.
Häufig Triggerwarnungen beim beliebten Genre Dark Romance
In der Literaturbranche gibt es noch keine einheitliche Handhabung. Bei der Verlagsgruppe Penguin Random House treffen die zugehörigen Verlage selbst die Entscheidung über eine Triggerwarnung. Einer Sprecherin zufolge arbeite man dabei eng mit den Autoren und Autorinnen zusammen und entscheide bei jedem Buch individuell.
Vor allem bei Kinder- und Jugendbüchern warne man häufig - und bei dem unter jungen Lesern beliebten Genre der Dark Romance. Dieses umfasst Liebesgeschichten, in denen zumeist der männliche Partner moralisch mindestens zweifelhaft ist und die Protagonistin beispielsweise stalkt, manipuliert oder vergewaltigt. Die Szenen sind oft sehr explizit.
Welche Themen am meisten bei uns auslösen
«Bei Themen wie Suizid und sexualisierte Gewalt halten wir eine Warnung im Kinder- und Jugendbuch für notwendig, vor allem gepaart mit Hinweisen auf Anlaufstellen bei Problemen», heißt es von Penguin Random House. Psychologin Langebartels zufolge sind diese Themen neben Gewalt, Selbstverletzung, Drogenmissbrauch und Rassismus auch die gängigsten Trigger. Daher werde auf sie am häufigsten hingewiesen.
Langebartels steht solchen Informationen generell positiv gegenüber. Sie können dafür sensibilisieren, wertschätzender mit sich selbst umzugehen. Doch die Psychologin betont auch, dass sie «nie ganz vollständig» sein könnten, da Trigger sehr individuell seien. «Natürlich kann man nicht vor Briefkästen, Bäumen, Lampen und so weiter warnen.»