25 Jahre «Truman Show»: Kaum ein Film war so hellseherisch
Autor: Gregor Tholl, dpa
, Donnerstag, 09. November 2023
Versicherungsvertreter Truman Burbank entdeckt leidvoll, dass sein Leben eine Fernsehsendung rund um die Uhr ist. Selten war Kino so visionär wie bei der Mediensatire «Die Truman Show» mit Jim Carrey.
«Guten Morgen!», grüßt Truman Burbank fröhlich die Nachbarn. «Oh, und falls wir uns heute nicht mehr sehen: Guten Tag, guten Abend und gute Nacht!» Er ist ein Sonnenschein, dieser von Jim Carrey dargestellte Versicherungskaufmann im idyllischen Insel-Örtchen Seahaven. Doch bald wird der Glückselige erfahren, dass sein ganzes Leben seit 30 Jahren nur eine Lüge ist, die weltweit Millionen als Realityshow und Soap-Opera im Fernsehen verfolgen.
Vor 25 Jahren kam der Film «Die Truman Show» des australischen Regisseurs Peter Weir in deutsche Kinos (12.11.). ZDFneo zeigt ihn am 10. November, zum Streamen ist er etwa bei Paramount+ verfügbar.
Der Streifen, der aus der Zukunft zu kommen schien, läutete 1998 ein neues Zeitalter ein. Die Mediensatire (Drehbuch: Andrew Niccol) wirkt heute wie ein Vorbote auf viele aktuelle Phänomene.
Als «The Truman Show» 1996/97 in Florida und in Studios in Südkalifornien gedreht wurde, steckte das Reality-TV eigentlich noch in den Kinderschuhen. Das niederländische Fernsehformat «Big Brother» zum Beispiel, bei dem gewöhnliche Menschen mehrere Wochen ein von Kameras überwachtes Haus teilen, startete erst 1999, in Deutschland dann als Franchise Anfang 2000 (damals zuerst bei RTLzwei).
Teilnehmer bei Reality-Formaten zeigen inzwischen meistens ein Maß an Performativität, weil sie von den Kameras wissen. Darin unterscheiden sie sich natürlich vom unbedarften Truman.
So ist die Wirklichkeit von Truman aufgebaut
Im Film wird nach und nach erklärt, wie die Welt von Truman, der seit seiner Geburt unwissend in einem gigantischen Studio lebt, konstruiert ist. Er wurde von der Produktionsfirma adoptiert, Familie und Freunde sind alle Schauspieler, die auch Produktplatzierungen vornehmen müssen. Rund 5000 installierte Kameras dokumentieren Trumans Leben rund um die Uhr für Hunderte Millionen Fans.
Was jenseits des Inselufers geschieht, interessiert niemanden in dem Ort: «Wer braucht schon Europa?», titelt zum Beispiel eine Fake-Zeitung. Truman wurden, damit er nicht übers Wasser wegwill, ethisch höchst bedenkliche Traumata zugefügt, etwa mit dem angeblich von ihm verschuldeten Tod seines Vaters auf See.