Wo Nick aus Melbourne gern klettert
Autor: Klaus Angerstein
Pottenstein, Montag, 11. Mai 2015
Mit dem Cali-Camper unterwegs zu acht Zielen in Ober-, Mittel- und Unterfranken. Heute: Die Fränkische Schweiz um Pottenstein.
Gerade noch die Hektik auf der Autobahn, taucht der Besucher der Fränkischen Schweiz kurz nach der Abfahrt Richtung Pottenstein in eine andere Welt. Enge Straßen, kleine Bäche, die sich durch die Wiesen schlängeln, Burgen, die auf steilem Fels thronen - urplötzlich ändert sich die Schlagzahl. Alles wird ruhiger. Nahe der Bärenschlucht, gleich neben dem gleichnamigen Campingplatz, finden sich eine ganze Reihe imposanter Felsen, die der Gegend ihr typischen Gepräge und letztlich auch den Namen gegeben haben.
Das Kletterzentrum schlechthin
Die fränkische Schweiz ist ein internationales Kletterzentrum. Das ist nicht übertrieben. In der Bärenschlucht treffen wir Nick und seine Frau Kerstin. Der 42-jährige Australier aus Melbourne ist mit seiner deutschen Frau zum Klettern in die Fränkische Schweiz gekommen. Die Region sei unter Kletterern weltberühmt, sagt er. Und der Australier zeigt uns an der Wand, von seiner Frau gesichert, dass er geradezu traumwandlerisch auf den Spuren von Wolfgang Güllich und Kurt Albert zu klettern versteht. Der Ingenieur will in Deutschland seinen Master machen. Hatte beim Studienort die Wahl zwischen München und Erlangen. Und entschied sich - natürlich - für Franken und die Fränkische Schweiz. Richtung Tüchersfeld, treffen wir am Ufer der Püttlach einen Landwirt und seine kleine Herde von Kamerunschafen. Die kleinwüchsigen Tiere haben eine gewisse Ähnlichkeit mit Ziegen und ein entsprechend kurzes Fell. Die Tiere halte er, weil mit Wolle kein Geld mehr zu verdienen sei, erklärt er uns. Und erfahren dabei nebenbei, dass die Bilderbuchlandschaft nur die eine Seite der Medaille ist. Die Talwiesen am Verlauf der Bäche, sie würden immer weniger bewirtschaftet. Ohne regelmäßiges Mähen wären sie aber bald verwildert, erfahren wir. Derzeit sei das nur ein Trend, aber ein gefährlicher. Weil dann bald kein Gras, sondern nur noch Unkraut gedeihe.
In Pottenstein führt uns Thomas Bernard vom örtlichen Tourismusbüro durch den Ort. Vereinzelt sieht man Wanderer, zumeist ältere Herrschaften. Die Saison starte erst im Mai so richtig, erfahren wir. Viele Urlauber kämen aus der näheren Umgebung. Daneben sei die Region aber auch bei Nordeuropäern - Dänen, Schweden und Finnen - außerordentlich beliebt.
Umfangreiches Freizeitangebot
Ob die Fränkische Schweiz eher eine Urlaubsregion nur für ältere Semester ist, wollen wir wissen. Das wird entschieden verneint. Es gebe jede Menge Freizeitangebote auch für die Familie. Boots- und Kajakfahren beispielsweise, Schnupperklettern, Fossilienklopfen, dazu eine Sommerrodelbahn. Wer mag, kann Burgen, Höhlen oder Tierparks einen Besuch abstatten, ein vielfältiges Angebot also.
Wir erkundigen uns nach einer kulinarischen Spezialität der Region. Es gebe in der Fränkischen Schweiz die weltrekordverdächtige Zahl von 74 Brauereien und dazu noch 300 Brennereien mit einem umfangreichen Angebot diverser Schnäpse und Liköre. Und dann gibt es natürlich noch fangfrische Forellen aus den kristallklaren Bächen der Gegend. Thomas Bernard führt uns in die Ortsmitte Pottensteins, in den Gasthof "Goldene Krone". Küchenchef Conny Völker bereitet gerade eine Forelle zu, fangfrisch aus dem eigenen Fischwasser, die der Kollegin ausgezeichnet schmeckt. Wir fahren zurück Richtung Tüchersfeld, zum direkt an der Püttlach gelegenen Campingplatz. Ein kulinarischer Extratipp: In der dortigen urgemütlichen Gaststätte locken die Platzbetreiber, allesamt Jäger, mit Wildschweinbratwurst und vielerlei Wildspezialitäten nicht nur Campinggäste, sondern auch viele Einheimische in die Bärenschlucht.
Freizeittipps für Pottenstein und Umgebung
E-Fun-Park Mit einer Gokartbahn verbindet man in erster Linie einen Höllenlärm. Anders in Pottenstein. Werner Schmitt betreibt hier seit kurzem einen E-Fun-Park, unter anderem mit 15 Gokarts und 15 Segways, allesamt elektrisch betrieben. Das einzige, was von den Gokarts zu hören ist, sind die quietschenden Reifen, wenn es durch die Kurven geht. Der Clou: Der Betreiber hat eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und kann die Gokarts mit eigenem Strom laden. Umweltfreundlicher geht's nicht.
Sommerrodelbahn Gegenüber dem Felsenbad. Auf einer Fahrstrecke von 1160 Metern geht's spektakulär ins Tal.
www.sommerrodelbahnen-pottenstein.de
Teufelshöhle Entdeckungsreise in das geheimnisvolle Reich der Unterwelt mit m,ajestätischen Tropfsteingebilden.
www.teufelshoehle.de
Kletterwald Pottenstein 13 Parcours, von leicht bis extrem, Bis zu 20 Meter hoch, mit 250 Meter Seilbahn.
www.kletterwald-
pottenstein.de
Burg Pottenstein Älteste Burganlage in der Fränkischen Schweiz. Seit 1000 Jahren bewohnt. Auch die Heilige Elisabeth von Thüringen war hier.
www.BurgPottenstein.de