Druckartikel: Volkstanz statt Fitnessstudio

Volkstanz statt Fitnessstudio


Autor: Evi Seeger

Frensdorf, Freitag, 19. April 2019

Im Museumsgasthof treffen sich regelmäßig Männer und Frauen, um Volkstänze einzuüben - für Kursleiter Gerner ein wichtiger Teil der fränkischen Kultur.
Die Volkstanzgruppe beim Üben in FrensdorfEvi Seeger


"Du betätigst jeden Muskel. Da brauchst du nicht ins Fitnessstudio", behauptet Rainer Dorn. Spätestens nach dem ersten flotten Dreher ist den Tänzern anzusehen, dass der Kreislauf in Schwung kommt. Dorn spricht vom fränkischen Volkstanz. Dem will der humorvolle Trunstadter nachgehen, solange ihn die Füße tragen. "Wenn ich einen Abend lang tanze, tut mir das Kreuz nicht weh."

Beim Volkstanzkurs im Saal des Frensdorfer Museumsgasthofs ist Dorn einer der "Auffüller". Kursleiter Josef Gerner braucht immer wieder Tänzer aus seinen ständigen Gruppen, um die Kurse aufzufüllen. Meist mangelt es an Herren, die ja oft nicht ganz leicht zum Tanzen zu motivieren sind.

Wenn Kopf und Füße uneins sind

So war es auch bei Rainer Dorn: Als junger Mann habe er überhaupt nicht getanzt, erzählt er. Josef Gerner kannte er von der Arbeit. Beim Schäferball in Burgebrach versuchte der Tanzleiter, dann den Trunstadter zum Mitmachen zu bewegen. Der erinnert sich: "Ich war jede Tour auf meinem Arsch gesessen." Bevor er sich auf die Tanzfläche wagte, suchte er die Bar auf, um sich Mut anzutrinken. Das war vor siebzehn Jahren. Am zweiten Kursabend wollte er allerdings die Flucht ergreifen. "Weil der Kopf was anderes gewollt, hat als die Füß." Erst nach dem dritten Abend sei bei ihm der Groschen gefallen.

Tanzleiter Josef Gerner und seine Frau Maria haben 1999 in Pommersfelden mit dem Volkstanz angefangen. "Weil es unheimlich viel Spaß macht", sagt Gerner. Unter der Tanzleitung von Gerda und Konrad Heimann aus Lonnerstadt haben sie drei Kurse besucht. Um selbst auszubilden, reiche das aber nicht. Der Volkstanz sei sehr vielseitig und man müsse sich ständig damit beschäftigen. Neben den drei Grundtänzen Walzer, Dreher und Schottisch, der eigentlich die deutsche Polka sei, zählt er siebzehn Figurentänze auf. Heute leitet Gerner die "Oberköster Volkstanzfreunde" und die "Schönbrunner Volkstanzfreunde". Die Gruppen treffen sich im zweiwöchigen Turnus.

Jährlich zwei Anfängerkurse

Einheitskleidung oder Tracht tragen die Tänzerinnen und Tänzer auch bei Auftritten nicht. Vielmehr - ganz nach eigenem Gusto - so genannte Landhausmode.

Für Josef Gerner ist Volkstanz "ein wichtiger Teil der fränkischen Kultur", der für die Nachwelt erhalten werden müsse. "In Mittelfranken wird der Volkstanz noch gelebt", weiß der Tanzleiter. In seiner Region würde man die Tänzer mitunter sogar als "Sapper und Klatscher" verspotten.

Zwei Anfängerkurse mit jeweils sechs Abenden leitet der Stappenbacher im Jahr. Organisiert wird das Ganze durch das Bauernmuseum. Ideal sei es, wenn sich Paare anmelden. Aber auch Solo-Damen werden herzlich aufgenommen. Das war auch einer der Gründe für eine Kursteilnehmerin, die sich inzwischen in diesem Kreis sehr wohl fühlt: "Ich bewege mich gern und tanze gern. Und hierher kann man auch ohne Partner kommen."

Wie ein Ausgleichssport

Nein, es sind keine "Gestrigen", die sich dem Volkstanz verschrieben haben. "Es macht Spaß, tut dem Rücken gut und beruhigt", sagt Dieter Arnold aus Frenshof. Für ihn ist der Volkstanz ein Ausgleichssport, bei dem man den Alltag vergisst und wunderbar abschalten kann. "Man ist in einer ganz anderen Welt", findet Arnold. Zudem werde in den Gruppen ein sehr harmonisches Miteinander gepflegt.

Angelika Müller aus Steppach und ihr Partner Thomas Bischof besuchen gerade den zweiten Kurs. Tanzen verbindet, sagen die beiden. Bei Familienfeiern saßen sie immer als einzige wie Außenseiter am Rande. Vor nicht allzu langer Zeit haben sie eine ganz normale Tanzschule besucht. Da haben sie zwar Disco-Fox und "normalen" Walzer gelernt. Aber auf Festen, auf Kirchweihen oder im Zelt komme man mit den alten fränkischen Tänzen sehr viel besser zurecht, finden die beiden. "Die lernt man aber nicht in der Tanzschule."

Ja, die Musik, ist für Josef Gerner das Problem beim Volkstanz: "Finde mal an Musiker, der des ,Bauernmadla' spielen kann", sagt er. Deshalb kommt er auch bei den jahrhundertealten Tänzen nicht ohne digitale Hilfe aus. Gerner hat alle seine Musikschätze auf dem Laptop und kann sie so nach Bedarf einsetzen.

Am Ostermontag geht's rund

Eine Gruppe aber kann es: Die Gangolfs-Kapelle aus Holfeld. Sie spielt am Ostermontag ab 14 Uhr im Frensdorfer Schmausen-Saal (Museumsgaststätte). Dort wird nach der strengen Fastenzeit mit der "Tanzeröffnung" die neue Saison eingeläutet. Kommen kann jeder - mit oder ohne Tracht, lädt Gerner ein.