Nach Terror in Brüssel: Verunsicherung und Angst im EU-Parlament
Autor: Klaus Angerstein
Bad Staffelstein, Mittwoch, 23. März 2016
Nach den Anschlägen von Brüssel herrschte auch im EU-Viertel der belgischen Hauptstadt große Verunsicherung.
Persönlich hatte sie großes Glück, die oberfränkische CSU-Europaabgeordnete Monika Hohlmeier. Als in Brüssel am Dienstag die Bomben der Terroristen detonierten, befand sie sich gerade in Norwegen. Mit der geplanten Erholung im europäischen Norden war's dann aber schnell vorbei. Weil sie am Dienstag den ganzen Tag telefonisch mit ihren Mitarbeitern in Brüssel in Kontakt war.
Kein Mitarbeiter verletzt
Wichtig für Hohlmeier: Keinem ihrer Mitarbeiter war etwas zugestoßen. Weniger Glück hatte eine Praktikantin der europäischen Volkspartei (EVP), wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung berichtete. Die wurde bei den Anschlägen verletzt und liegt im Krankenhaus.Sie werde aber überleben, ließ die EU-Abgeordnete wissen. Glück hatte auch eine Freundin ihrer Tochter, die sich gerade in Brüssel aufhielt. Unmittelbar nachdem sie die U-Bahnstation Maelbeek verlassen hatte, krachte es auch schon. Noch einmal davongekommen.
Sowohl im EU-Parlament als auch bei der Kommission werde nur eingeschränkt gearbeitet. Die Gebäude sowohl der EU-Kommission als auch des Parlaments seien komplett evakuiert worden, und auch am Tag danach hätten es die meisten Mitarbeiter vorgezogen, von zu Hause aus zu arbeiten. Einer Praktikantin hat Monika Hohlmeier ihre eigene Wohnung in Parlamentsnähe angeboten, da sich die junge Frau davor scheute, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur eigenen Wohnung an Brüssels Peripherie zu fahren. Unsicherheit und Angst allenthalben.
Kaum Abgeordnete in Brüssel
Dabei, so Hohlmeier, habe der Anschlag auf U-Bahn und Flughafen zu einem außerordentlich kritischen Zeitpunkt stattgefunden. Die meisten Abgeordneten würden zu Sitzungswochen nach Brüssel entweder am Montag Nachmittag oder am Dienstag früh anreisen. Um 9.15 Uhr würden die meisten Ausschusssitzungen beginnen. Zwischen 8 und 9 Uhr seien deshalb normalerweise viele Volksvertreter mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Nicht so in der Woche vor Ostern, wo sich viele Parlamentarier in ihren Wahlkreisen aufhalten würden. Glück im Unglück also.Im Parlament habe man erst jüngst ein neues Sicherheitskonzept realisiert. Millionenschwer. Weshalb es auch eine ganze Menge kritische Stimmen gegeben habe. "Ich gehe davon aus, dass nach den jetzigen Vorkommnissen die Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen verstummen wird", mutmaßt Hohlmeier, die an dem Sicherheitskonzept mitgearbeitet hat.
In der übernächsten Woche wird die oberfränkische EU-Abgeordnete wieder in Brüssel sein. Und dann werde man sich Gedanken machen müssen, wie man in Zukunft mit der Gefahrensituation weiter umgeht. Schließlich können die EU-Mitarbeiter nicht ständig nur von zu Hause aus ihren Verpflichtungen nachkommen.