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US-Studie: Krebs durch Handys


Autor: Peter Groscurth

Bamberg, Mittwoch, 01. Juni 2016

Wissenschaftler haben Ratten Mobilfunkstrahlung ausgesetzt und festgestellt, dass bei Männchen die Wahrscheinlichkeit von Tumorerkrankungen zunimmt.


Eine von der US-Regierung beauftragte Studie will eine Verbindung zwischen Handy-Strahlung und Krebs gefunden haben. Die mehrjährige Untersuchung an Ratten könnte daher die Sichtweise auf die Gefahren des Mobilfunks grundlegend verändern.

Die Frage danach, ob Handy-Strahlung Krebs begünstigt oder gar verursacht, ist auch Jahrzehnte nach dem Aufkommen von Mobiltelefonen ungeklärt. Nun hat wohl die über mehrere Jahre gelaufene Studie mit Ratten bewiesen, dass Mobilfunkstrahlung zumindest "geringe Einflüsse" auf zwei Arten von Tumoren hat. Betroffen waren aber nur männliche Tiere; die weiblichen Ratten wiesen nur eine leicht geringere Geburtenrate auf.

Beauftragt hat die Studie das US National Toxicology Program (NTP) - eine Organisation unter dem Dach der US-Regierung. Bei den Tumoren handelt es sich um Hirntumore der Art Gliom und Tumore am Herzen.

Zwar seien die Einflüsse nur sehr gering, doch hätte laut der Studie auch ein geringer Einfluss der Mobilfunkstrahlung weitreichende Folgen für die öffentliche Gesundheit, da Mobilfunkgeräte weltweit von allen Altersgruppen genutzt werden.

Ein Sprecher des US-Gesundheitsinstituts NIH betonte gegenüber der US-Zeitung "Wall Street Journal", dass bisherige breit angelegte Studien am Menschen nur begrenzte Einflüsse des Mobilfunks auf Krebs beim Menschen nachgewiesen hätten. Die offizielle Meinung der US-Regierung lautet bis heute, dass der Großteil der wissenschaftlichen Erkenntnisse gegen gesundheitliche Risiken sprechen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO stellt Mobilfunkstrahlung auf eine Risikostufe mit eingelegtem Gemüse und Kaffee (Gruppe 2B). Dagegen erklärt der Toxikologe Ron Melnick, der bis 2009 die neue Studie leitete: "Während einige Leute sagten, dass es kein Risiko gibt, sollte nun Schluss mit solcher Art von Aussagen sein."

Mit einem Budget von 25 Millionen Dollar ist die Studie einer der größten und umfassendsten Untersuchungen. Für die Experimente bestrahlte das IIT Research Institute in Chicago über zwei Jahre lang mehr als 2500 Ratten und Mäuse in verschiedenen Intervallen mit Funkstrahlung. Die Frequenzen waren die gleichen, die auch für das europäische GSM-Netz und das US-amerikanische CDMA-Netz verwendet werden, 900 Mhz für die Ratten und 1900 Mhz für die Mäuse. Pro Tag setzte man die Tiere insgesamt neun Stunden lang der Strahlung aus. Allein die Tests zu entwerfen, dauerte wegen ihrer Komplexität mehrere Jahre.

Bislang hat das NTP nur eine Zusammenfassung der Studienergebnisse veröffentlicht. Im Herbst 2017 will die Organisation einen vollständigen Bericht abliefern.

Ein Experte des Bundesamtes für Strahlenschutz sieht derzeit keine belastbaren Belege für eine akute Gefährdung. Jedoch formulierte er zwei Einschränkungen: "Wir wissen zu wenig über die Wirkungen auf Kinder und über die Langzeitwirkungen." Eltern sollten an ihre Kinder appellieren, nur dringend notwendige Gespräche zu führen. Besser sei es, Kurzmitteilungen als Alternative zu versenden. Dabei hat man das Telefon nicht am Ohr und die Strahlenbelastung sei deutlich geringer.