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Twitter-Video: Ungarische Kamerafrau stellt Flüchtling ein Bein


Autor: Alexander Kroh

Röszke, Mittwoch, 09. Sept. 2015

Eine kurze Videosequenz im Netz aus dem Grenzgebiet zwischen Ungarn und Serbien sorgt für Gesprächsstoff. Es zeigt einen Flüchtling, der vor der Polizei davonläuft und dann von einer Kamerafrau zu Fall gebracht wird. Die Reporterin wurde nach dem Vorfall entlassen.
Menschen stehen am 08.09.2015 im Flüchtlingslager von Rözske in Ungarn. Die Zustände sind schlecht. Foto: Peter Zschunke/dpa


Im ungarisch-serbischen Grenzgebiet in Röszke wird die Lage immer dramatischer. Hunderte von Menschen überqueren täglich die Grenze, doch in den drei Flüchtlingslagern in Röszke will kaum einer bleiben. Die Zustände sind schlecht. Auf einem Acker sind viele kleine Zelte aufgebaut, dazwischen liegen Menschen auf Pappe oder dünnen Decken. Alles ist voller Müll, die wenigen Mülltonnen quellen über. Niemand kümmert sich darum.

Viele Flüchtlinge wollen nur eines: Raus aus Ungarn, weiter nach Österreich oder Deutschland. Einige versuchen, zu Fuß weiter zu flüchten - doch sie werden von der Polizei gestoppt und zurückgebracht. Denn die Behörden sind gehalten, alle Flüchtlinge erst zu registrieren.


Kamerafrau soll Flüchtling Bein gestellt haben

Dies alles führt zu teils dramatischen Szenen: Menschen, die mit allen Mitteln versuchen, vor der Polizei und aus den Lagern in Röszke zu flüchten. Im Netz sorgt jetzt ein kurzes Video des n-tv und RTL-Reporters Stephan Richter für Aufsehen, über das zuerst die "Bild"-Zeitung berichtete. "Lage in #Roeszke #Hungary weiter schlimm - Polizei überfordert - Flüchtlinge durchbrechen Polizeikette - Verletzte!", schreibt der Journalist dazu. Das Video zeigt, wie Dutzende Flüchtlinge vor der ungarischen Polizei davonlaufen. Die Szene wird von mehreren Kameraleuten gefilmt. Im Video taucht ein Mann auf, der sich - mit einem Kind auf dem Arm - von einem Polizisten losreißt und dann davonrennt. Doch er wird jäh gestoppt und zwar von einer Kamerafrau, die dem Mann offensichtlich ein Bein stellt und dann einfach weiter filmt.
 


Im Netz kursieren außerdem weitere Filmaufnahmen, in denen die Kamerafrau erneut zu sehen ist, wie sie nach flüchtenden Menschen tritt. Der Chefredakteur des ungarischen Senders N1TV, für den die Kamerafrau arbeitet, Szabolcs Kisberk, schrieb am Dienstag auf der Facebook-Seite des Senders: "Eine N1TV-Kollegin hat sich heute an einem Sammelpunkt (für Flüchtlinge) in Röszke inakzeptabel verhalten." Der Arbeitsvertrag mit der Kamerafrau sei daher mit sofortiger Wirkung beendet worden. Inzwischen hat Kisberk dies auch der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigt. 

Der Sender N1 TV steht der rechtsextremen Jobbik-Partei nahe. Chefredakteur Kisberk sagte, die Kamerafrau sei 20 Minuten nach Veröffentlichung der Bilder entlassen worden. Ihr Verhalten sei „inakzeptabel“. Gewalt gegen Menschen dürfe nicht toleriert werden, „auch wenn es sich um Flüchtlinge handelt“. Seiner Meinung nach gebe es „viele Wirtschaftsflüchtlinge“ unter jenen, die jetzt nach Ungarn kommen, doch erkenne er an, dass auch viele vor den Kriegen in ihrer Heimat fliehen, sagte Kisberk weiter. mit dpa
 
 

KÖZLEMÉNY/RELEASEAz N1TV munkatársa a mai napon elfogadhatatlanul viselkedett a röszkei gyujtopontnál. Az operator...

Posted by Nemzeti Televízió on Dienstag, 8. September 2015