Corona-Epidemie "schon halb vorbei"? Das sagen die Virologen Drosten und Kekulé
Autor: Redaktion
Berlin, Donnerstag, 09. April 2020
Das Coronavirus verbreitet sich weiterhin, gleichzeitig wird verstärkt getestet. Wie weit ist die Epidemie bereits fortgeschritten - und wann ist sie vorbei?
Das Coronavirus hält die Welt in Atem: Die USA hat uns mittlerweile mit den Infektionszahlen überholt, doch auch in Deutschland steigt die Zahl kontinuierlich. Wissenschaftler und Forscher arbeiten intensiv an der Entwicklung eines Medikaments und Impfstoffes gegen das Virus. Zuletzt machte ein Medikament Hoffnung, welches das Erbgut des Coronavirus binnen 48 Stunden abtötet.
Virologen sind derzeit zudem ein wichtiger und beliebter Ansprechpartner. Sie helfen dabei, dass Virus zu verstehen und die Gesellschaft aufzuklären. Da sich das Virus trotz ergriffener Maßnahmen - unter anderem der Ausgangsbeschränkung in Bayern, die Markus Söder Ende März bis zum 19. April 2020 verlängerte - weiter ausbreitet, kommt immer mehr die Frage auf: Wie weit ist die Epidemie bereits fortgeschritten? Und wie lange hält die Corona-Krise noch an?
Corona-Epidemie schon halb vorbei? Was Virologe Drosten dazu sagt
Christian Drosten ist Virologe und Institutsdirektor an der Charité in Berlin. Derzeit spricht er montags bis freitags in einem Podcast im NDR über neue Erkenntnisse rund um das Coronavirus. In einer aktuellen Folge wurde das Thema Antikörpertests behandelt, mit denen festgestellt werden soll, ob große Teile der Bevölkerung bereits immun sind.
Womöglich käme bei flächendeckenden Test raus, dass die "Hälfte der Bevölkerung schon durchinfiziert [ist], ohne es gemerkt zu haben." Daher sei vielleicht auch die Epidemie schon "halb vorbei." Dieser Hoffnung schiebt Drosten einen Riegel vor. Er erklärt, dass ein Antikörpertest lediglich Indikator - und kein Beweis dafür sei, dass eine Infektion mit Sars-CoV-2 bereits vorlag. Ist das Ergebnis positiv, könne es sich ebenso um eine überstandene Infektion "mit einem der normalen Erkältungs-Coronaviren" handeln, sagt Drosten.
Daher widerspricht er der Annahme: "Vielleicht sei die Epidemie schon vorbei, ohne dass wir es überhaupt gemerkt haben", auch klar. "Das ist leider nicht so." Ganz im Gegenteil. "Wir sind im Moment am Anfang dieser Epidemie."
Drosten schließt einjährigen Ausnahmezustand nicht aus
Zudem erklärte er vor Kurzem in einem Interview mit Zeit Online, es sei nicht auszuschließen"dass wir gesellschaftlich ein Jahr im Ausnahmezustand verbringen müssen."
Das schließt aber nicht ein, dass auch die bisher getroffenen Maßnahmen so lange anhalten. Vielmehr wird man "nachjustieren können und müssen", meint Drosten. Es sei wichtig, die Situation zu beobachten und die Lage neu einzuschätzen. "Bis zur Woche nach Ostern muss man wirklich konsequent handeln und gleichzeitig die Fallentwicklung beobachten, meint Drosten.