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Deutschland-Studie des ZDF sorgt für Wut: Ruhrgebiet will Sender boykottieren


Autor: Redaktion

Gelsenkirchen, Dienstag, 09. April 2019

Einige Städte im Ruhrgebiet kündigen einen Boykott des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) an. Grund ist die "Deutschland-Studie" des Senders, in dem vier Städte aus der Region bei der Lebensqualität in Deutschland auf den hintersten Plätzen gelandet waren.
Weil das Ruhrgebiet bei der Deutschland-Studie im ZDF so schlecht abschnitt, rufen Landräte und Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen zum Boykott des Senders auf. Foto: Jens Kalaene/ZB/dpa


Deutschland-Studie kommt im Ruhrpott gar nicht gut an - Städte schreiben Boykottbrief an ZDF: Die von der Prognos AG für ZDFzeit erstellte Deutschland-Studie sorgt für Ärger. Die Studie hatte die Lebensqualität der bundesweit 401 Städte und Kreise bewertet und eine Reihenfolge erstellt. Die letzten vier Plätze belegten die Ruhrgebietsstädte Oberhausen, Duisburg, Herne und Gelsenkirchen. Der Ruhrpott wurde auch als neues "Armenhaus" Deutschlands bezeichnet.

Deutschland-Studie des ZDF: Kommunen schreiben Boykottbrief

Einige der schlecht bewerteten Kommunen wollen das Ranking jedoch nicht ohne weiteres hinnehmen, wie die WAZ berichtet. Demnach hätten mehrere Bürgermeister und Landräte einen Boykottbrief an das ZDF geschrieben. Darin kritisieren sie, dass die heftigen Debatten nach Veröffentlichung der Deutschland-Studie weder neue Erkenntnisse geliefert, noch die Region weiter gebracht hätten.

Die NRW-Landräte und -Bürgermeister kündigen ein ZDF-Boykott an. Sie wollen die Zusammenarbeit mit dem Sender für die Formate "Familienatlas" und "Seniorenatlas" verweigern. "Wir sind nicht der Überzeugung, dass wir uns an einer Studie beteiligen sollten, deren negatives Ergebnis [...] absehbar und teilweise systematisch begründet ist", zitiert die WAZ aus dem Brief. In künftigen Studien sollten den Fokus darauf richten, wie die Menschen in der Metropole Ruhr die Lebensqualität ihrer Heimat selbst einschätzten.

Einer der Unterzeichner des Briefes ist Gelsenkirchens Oberbürger Frank Baranowski. Er begründet die Verweigerungshaltung mit einem Fragebogen des ZDF zu einer neuen Studie. Gelsenkirchen, laut Deutschland-Studie auf dem 401. und damit letzten Platz bei der Lebensqualität, habe Baranowski zufolge erneut keine andere Chance gehabt, als auf den letzten Plätzen zu landen. Der OB Gelsenkirchens hatte unter anderem kritisiert, dass die Macher der Studie die hohe Langzeitarbeitslosigkeit und Kinderarmut separat bewertet hätten, obwohl seiner Meinung nach ein direkter Zusammenhang bestehe.

Ex-OB ruft zu Akzeptanz der Realität auf

Der frühere Gelsenkirchener Oberbürger Oliver Wittke hält dagegen. Schließlich bescheinigten nicht nur die Studien des ZDF dem Ruhrgebiet einige Defizite. Er rät den Protestbriefschreibern zur Akzeptanz der Realität. Auch eine Nicht-Teilnahme an Untersuchungen können nicht kaschieren, dass Gelsenkirchen die höchste Arbeitslosigkeit in der Republik aufweise.

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