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Ordnungshüter im Netz: Die Polizei investiert in Social Media


Autor: Peter Groscurth, Christian Pack

Würzburg, Freitag, 06. Mai 2016

Münchner Beamte sind auf Facebook und Twitter vertreten. Die Art und Weise kommt bei den Nutzern gut an. Jetzt sollen auch die fränkischen Präsidien folgen.
Foto: Screenshot Facebook


Als Ende April ein 40-jähriger Mann in der Münchner Maxvorstadt wild um sich schießt, steht der Polizei ein dreistündiger Nervenkrieg bevor. Der Mann verschanzt sich mit der Waffe unter einem Auto, die Lage ist unübersichtlich. Auch für die Anwohner, die vom Fenster aus neugierig ihr Smartphone zücken und sich so in große Gefahr bringen. Eine Warnmeldung über den Nachrichtendienst Twitter verhindert Schlimmeres. "Das hat sich verbreitet wie ein Lauffeuer. Kurz darauf waren alle Fenster zu", berichtet Oliver Timper, der beim Polizeipräsidium München zusammen mit vier Kollegen die Kanäle Facebook und Twitter betreut.


Terror-Warnung im Netz

Seit September 2014 läuft in der Münchner Pressestelle das Social Media-Pilotprojekt. "Das war für uns alle Neuland, wir sind keine Journalisten. Mittlerweile haben wir uns in München aber etabliert", sagt Timper. In der Tat: Spätestens seit der Verbreitung einer Terror-Warnung in der Silvesternacht wird das Presse-Team mit Lob überschüttet. Damals hatte man kurz vor Mitternacht gepostet, dass ein Anschlag in der Stadt geplant sei. Wer wissen wollte, was los war, folgte der Münchner Polizei auf Twitter. "Innerhalb eines Tages hat sich die Zahl der Follower verdoppelt", freut sich Timper. Aktuell "folgen" der Münchner Polizei fast 63.000 Nutzer.
 

 


Primär laufen auf den Kanälen aber Polizeimeldungen ein, die auch anderweitig verbreitet werden. Zudem filtern die Beamten aus den täglich knapp 40 Meldungen Themen heraus, um die Bürger präventiv zu informieren. Beispielsweise dann, wenn Ganoven mal wieder mit dem Enkeltrick ihr Unwesen treiben.

 




Was der Münchner Polizei aber fast noch wichtiger ist: Sie kann mit den Nutzern direkt kommunizieren. "Wir erreichen jeden sehr schnell und merken sofort, wie das draußen ankommt", sagt Timper. Da sei es durchaus hilfreich, dass die Nutzer geduzt werden. "Wir sind zwar eine Behörde. Aber wir wollen auch vermitteln, dass die Polizei nicht alles bierernst nimmt." Und so postet die Polizei nicht nur Polizeimeldungen, sondern eben auch die freudige Nachricht, dass der Frühling kommt oder ein Bild von Polizeipferd Hugo, das ein neues Zuhause sucht. Diese Form der Kommunikation, so Timper, helfe der Polizei natürlich auch bei der Nachwuchssuche.

 

 

 

 


Startschuss in Unterfranken

Das Münchner Modell soll im gesamten Freistaat Schule machen. Auch in Franken. Das Präsidium in Unterfranken hat Ende April drei neue Mitarbeiter der Pressestelle präsentiert. Sie sollen in den nächsten Monaten schwerpunktmäßig den künftigen Social Media-Auftritt etablieren. "Es ist eine Möglichkeit, unsere Informationen noch stärker zu verbreiten", sagt einer der drei Neuen, Fabian Hench.

Auch die Kollegen in Oberfranken bereiten sich derzeit auf die digitale Nachrichtenwelt vor. Pressesprecher Jürgen Stadter: "Die Grundsatzentscheidung, dass wir bald auf Twitter und Facebook vertreten sein werden, ist gefallen. Derzeit suchen wir nach Kollegen, die sich mit sozialen Medien auskennen und die Kanäle mit Inhalten versorgen." Auch am Konzept, was genau online passieren soll, werde noch gefeilt. Im Laufe dieses Jahres oder spätestens Anfang 2017 soll alles fertig sein.

Einzig in Mittelfranken sind die Pläne nicht ganz so konkret. Es existiert zwar eine Facebookseite. Die wird aber von einem externen Presseportal befüllt. "Wir haben einen eigenen Kanal im Blick. Einen Fahrplan gibt es aber nicht", sagt Presssprecher Michael Petzold, der allerdings weiß, dass heutzutage keine Behörde an den Sozialen Medien vorbei kommt. "Wir werden damit ja täglich konfrontiert."