Wirbel im Kampf gegen Tabak: Verbot von Filtern und Aroma?
Autor: Christiane Oelrich und Marek Majewsky, dpa
, Sonntag, 16. November 2025
Ein Expertenteam schlägt vor, Filterzigaretten weltweit zu verbieten – das soll Rauchen unattraktiver machen. Was es damit auf sich hat und wer darüber entscheiden würde.
Rauchen ist lebensgefährlich und erhöht unter anderem das Risiko für Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie mehr als 20 Krebsarten deutlich. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben durch Tabakkonsum jedes Jahr weltweit mehr als sieben Millionen Menschen.
Bei einer WHO-Konferenz in Genf werden nun radikale Vorschläge gemacht, um den Kampf gegen den Tabak voranzutreiben. Die haben es in sich. Über einen Vorschlag gab es bereits Aufregung in den Medien.
Will die WHO Filterzigaretten verbieten?
Nein, das kann sie gar nicht.
Bei der Konferenz der 183 Vertragsparteien der Anti-Tabak-Konvention (FCTC) ab 17. November liegt aber ein Papier auf dem Tisch, das ein Verbot der Einfuhr und Herstellung von Filtern und Filterzigaretten vorschlägt - ebenso wie 15 weitere Maßnahmen. Das Papier stammt von unabhängigen Expertinnen und Experten, die von den Vertragsstaaten beauftragt waren, neue Ideen zur Einschränkung von Tabak- und Nikotin-Konsum vorzulegen. Filterzigaretten machen 90 Prozent des Marktes aus.
«Das Entfernen jeglicher Filter von Zigaretten hätte erhebliche Auswirkungen auf die Verringerung der Attraktivität und Anziehungskraft von Zigaretten», heißt es in dem Papier. Filter reduzierten die Gefährlichkeit des Rauchens praktisch nicht, vielmehr verleiteten sie Raucher, stärker zu inhalieren, was Giftstoffe tiefer in die Lunge bringe. Zudem vergifteten Milliarden weggeworfener Kippen die Umwelt.
Was schlagen die Experten noch vor?
Unter den 16 empfohlenen Maßnahmen ist auch, Werbung ganz zu verbieten und Tabakprodukte nicht mehr kommerziell verkaufen zu lassen, sondern nur noch von öffentlichen Einrichtungen unter strikten Regeln. Das verhindere, dass Firmen mit Werbung neue Kunden ködern und ihren Gewinn maximieren können. Ein anderer Vorschlag ist, den Verkauf an Personen ab einem bestimmten Geburtsdatum zu verbieten, wie es in Teilen des US-Bundesstaates Massachusetts und seit 1. November auf den Malediven gilt. Die Vorschläge empfehlen zudem ein Verbot sämtlicher Tabakzusätze und Aromastoffe.
Sind die Vorschläge verbindlich?
Nein, sagt Benn McGrady, Jurist in der WHO-Abteilung, die sich mit Tabak beschäftigt. «Normalerweise wird ein solcher Bericht von der Konferenz zur Kenntnis genommen, und dann könnten einzelne Vertragsparteien die Maßnahmen ergreifen, die sie für angemessen halten.»