Können Vegetarier bald in einen echten Burger beißen?
Autor: Marc Fleischmann, dpa
, Dienstag, 30. Sept. 2025
Es soll wie echt schmecken, riechen und aussehen: Künstliches Fleisch aus Pflanzen wird zwar beliebter, das Original aber deutlich häufiger gegessen. Eine Alternative könnte aus dem Labor kommen.
Vegetarier essen kein Fleisch von getöteten Tieren. Nur die Produkte von Tieren wie Milch, Eier und Honig dürfen bei ihnen auf den Teller kommen. «Ich habe nicht aufgehört, Fleisch zu essen, weil ich den Geschmack nicht mehr mochte», erklärt die US-amerikanische Sozialpsychologin Melanie Joy und fügt hinzu: «Ich wollte einfach aufhören, Tieren zu schaden.»
Damit ist sie nicht allein: Viele Menschen werden nicht zu Vegetariern, weil ihnen Fleisch nicht mehr schmeckt, sondern aus Mitgefühl. Für diejenigen, die weiter Lust auf Steak oder Bacon haben, stellt Laborfleisch eine fast ideale Lösung dar. Der aktuelle Stand zu Fleisch und Alternativen zum Weltvegetariertag am 1. Oktober:
Fleisch von Tieren dominiert die Ladentheken
Vegetarier auf der Suche nach Fleisch-Geschmack greifen bisher gerne zu pflanzlichen Ersatzprodukten. Während beim echten Fleisch der Pro-Kopf-Verzehr laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im vergangenen Jahr bei 53,2 Kilogramm pro Person liegt, gehen von Veggie-Burger, Tofuwurst oder Seitanmortadella nur vergleichsweise wenige über die Ladentheke. Das Statistische Bundesamt nennt dabei zum Vergleich zumindest eine Zahl: rund 1,5 Kilogramm pro Kopf, die im Jahr 2024 in Deutschland produziert wurden.
Für den Forscher Mark Post ist dieses Verhältnis keine Überraschung. Der Professor von der Universität Maastricht sieht «Anzeichen auf dem Markt, dass diese Produkte nicht als echte Alternativen zu Fleisch angesehen werden». Pflanzliche Fleischersatzprodukte seien zwar leichter herzustellen, kultiviertes Fleisch aus dem Labor dagegen «die einzige Technologie, die echtes Fleisch liefern kann», erklärt der Wissenschaftler, der 2013 mit seinem Team den ersten In-vitro-Burger aus Rinderstammzellen vorstellte und eine entsprechende Firma mitgegründet hat.
«Das sind keine Imitationen, sie sind nicht falsch. Es ist einfach Fleisch, das auf eine andere Art hergestellt wird», erklärt Melanie Joy, die lange als Professorin an der Universität Massachusetts Boston unterrichtete. Die US-Amerikanerin rät deshalb dazu, bei den Laborprodukten Begriffe wie «künstliches Fleisch» zu meiden.
Psychologin: Viele Menschen an Fleisch und Geschmack gewöhnt
Dass Fleischalternativen dem Original so ähnlich wie möglich sein sollen, hat nach Worten von Melanie Joy tiefgreifende Gründe: «Fleisch hat für die Menschen eine große Bedeutung. Es ist stark mit der Familie, mit Traditionen und mit Kindheitserinnerungen verbunden», erklärt die Expertin, die seit Jahrzehnten zur Psychologie des Fleischessens forscht. Viele Menschen seien an Fleischkonsum und damit an einen bestimmten Geschmack gewöhnt. Wenn Alternativen diese Erwartungen erfüllen, erleichtere das den Umstieg erheblich.
Denn auch Laborfleisch ist ein Produkt auf der Basis von Zellen, die lebenden Tieren entnommen werden. Mark Post spricht in dem Zusammenhang von Spendertieren und fügt hinzu: «Man benötigt nur einen Bruchteil der Tiere, die derzeit genutzt werden.» Einige Unternehmen schaffen nach Worten des Experten mittlerweile Zelllinien, die sich fast unbegrenzt vermehren können.