Medizin-Nobelpreis für Immunforscher aus Japan und den USA
Autor: dpa
, Montag, 06. Oktober 2025
Ihre Entdeckung erklärt, wie der Körper Autoimmunerkrankungen und Allergien verhindert. Die Preisträger schufen die Basis für mögliche Therapien gegen Arthritis, Multiple Sklerose oder Typ-1-Diabetes.
Ihre Erkenntnisse lieferten dem Nobelkomitee zufolge die Basis für die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden etwa gegen Krebs und Autoimmunkrankheiten: Die Immunforscher Shimon Sakaguchi (Japan), Mary Brunkow und Fred Ramsdell (beide USA) erhalten in diesem Jahr den Nobelpreis für Medizin. Das teilte das Karolinska-Institut in Stockholm mit. Die bedeutendste Auszeichnung für Mediziner ist mit 11 Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million Euro) dotiert.
Ausgezeichnet werden die Forschenden für Entdeckungen zur sogenannten peripheren Immuntoleranz. Sie verhindert, dass das Immunsystem eigene Körperzellen angreift und sich eine Autoimmunerkrankung oder Allergien entwickeln. «Wir verstehen jetzt besser, wie das Immunsystem funktioniert und warum nicht jeder von uns eine schwere Autoimmunerkrankung entwickelt», erklärte Olle Kämpe, Vorsitzender des Nobelkomitees.
Sakaguchi «überrascht» - Kollegen nicht zu erreichen
An der Universität Osaka trat nach der Bekanntgabe ein gefasst wirkender Sakaguchi vor die Presse. Er habe sich zwar vorstellen können, dass es eine Auszeichnung geben könne, sagte der Japaner. «Aber dennoch bin ich überrascht und geehrt, nun eine solche Ehre zu erhalten.»
Der Sekretär der Nobelversammlung des Stockholmer Karolinska-Instituts, Thomas Perlmann, hatte zuvor schon von seinem Anruf bei Sakaguchi berichtet: «Er war von der Nachricht ganz gerührt.» Brunkow und Ramsdell leben und arbeiten an der US-Westküste – zum Zeitpunkt der Preisbekanntgabe war es dort noch vor 3.00 Uhr morgens und sie verpassten die ersten Anrufe.
Bei Fehlfunktionen des Systems drohen Krankheiten
Sakaguchi hatte Mitte der 1990er Jahre entscheidende Grundlagen geschaffen: Er identifizierte eine bislang unbekannte Gruppe von Immunzellen, die sogenannten regulatorischen T-Zellen, die die Reaktion des Immunsystems mitsteuern. Dank dieser Zellen bleibt das Immunsystem im Gleichgewicht. Es unterscheidet mit ihrer Hilfe, was der Körper toleriert und was nicht.
Einige Jahre später entdeckten Brunkow und Ramsdell, dass eine bestimmte Mutation des Gens Foxp3 Mäuse anfällig für Autoimmunerkrankungen macht. Sakaguchi zeigte kurz danach, dass dieses Gen für die regulatorischen T-Zellen essenziell ist. Nützliche Bakterien im Darm würden ohne die Zellen nicht toleriert, ein heranwachsendes Kind im Mutterleib abgestoßen. Bei Fehlfunktionen des Systems drohen Krankheiten wie Multiple Sklerose oder Rheuma.
Therapieansätze zielen auf regulatorische T-Zellen
Regulatorische T-Zellen gelten daher als Zielmoleküle für Therapien, sowohl bei Erkrankungen, bei denen das Immunsystem über die Stränge schlägt, als auch bei Erkrankungen, bei denen das Immunsystem nicht mit der gebotenen Konsequenz gegen Missstände vorgeht. Für die einen müssen die Zellen gestärkt werden - gegen Krebs hingegen versucht man, ihre Aktivität zu dämpfen.