Woher Leseschwäche kommt und was dagegen hilft
Autor: dpa
, Montag, 08. Sept. 2025
Jeder fünfte Erwachsene in Deutschland kann nicht ausreichend lesen und schreiben. Die Stiftung Lesen spricht von einem «alarmierenden Bild für die Zukunft» - und nimmt die Kinder in den Blick.
Scham, Hilflosigkeit und ständige Überforderung sind für mehrere Millionen Menschen in Deutschland Alltag: Sie können nicht ausreichend lesen und schreiben.
Obwohl es mehr ältere und zugewanderte Menschen in Deutschland gebe, stagnierten diese Zahlen, sagt Nicole Pöppel vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung. Sie spricht von «einem guten Zeichen».
«Das Problem wird aber nachwachsen», mahnt Pöppel am Weltalphabetisierungstag. Gerade Deutschland sei auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen, sagt Sabine Uehlein, Geschäftsführerin Programme der Stiftung Lesen in Mainz.
Wie viele Menschen können nicht gut lesen und schreiben?
Etwa jeder Fünfte im Alter zwischen 16 und 65 Jahren in Deutschland kann nur schlecht lesen und schreiben. Das sind rund 10,6 Millionen Menschen. Die Zahlen gehen auf die LEO PIAAC 2023-Sonderanalyse der Universität Hamburg zurück.
Wer ist vor allem betroffen?
Besonders häufig sind Männer betroffen, vor allem ältere und zugewanderte Menschen in erster Generation, sagen Fachleute. «Migration selbst ist nicht der ausschlaggebende Faktor für geringe Literalität, sondern der ökonomische Status ist entscheidend», stellt die Stiftung Lesen dazu fest.
Was bedeutet das für die Menschen?
«Fehlende Lesekompetenz wirkt sich negativ auf Berufschancen, das Selbstbild der Menschen und ihre Beteiligung am gesellschaftlichen Leben aus», sagt Uehlein. Nicht richtig lesen und schreiben zu können, habe nicht nur negative Auswirkungen auf Beruf und Karrierechancen, sondern auch auf den ganz normalen Alltag. Dazu kämen Probleme, sich im komplexen Gesundheitssystem zu orientieren. Sie seien auch stärker von Fake News betroffen - und fühlen sich häufiger politisch abgehängt.
Wie viele Kinder haben Probleme mit dem Lesen?
Ein Viertel der Kinder kann der Stiftung Lesen zufolge am Ende der Grundschule nicht ausreichend gut lesen. «Wir sehen schon im Grundschulalter, wie sehr Bildungserfolg der Kinder vom Elternhaus abhängig ist», berichtet Uehlein.