Weihnachtshäuser erstrahlen durch Tausende Lichter
Autor: Rolf Schraa, Tatjana Bojic, Silke Nauschütz und Ulf Vogler, dpa
, Freitag, 01. Dezember 2023
Ein Altenpfleger verwandelt seine Wohnung jeden Winter in eine zuckersüße Weihnachtslandschaft. Mit riesigem Aufwand und hohen Kosten. Vier Wochen Ausnahmezustand - warum tut er das?
Wochenlang hat Dirk van Acken Glühbirnen gewechselt, jede Christbaumkugel einzeln abgestaubt und Glühwein gebunkert - jetzt läuft in seinem Weihnachtshaus in Oberhausen wieder die Saison. Bis zum 23. Dezember kommt er aus seinem dunkelroten Nikolauskostüm mit langem weißem Bart nicht mehr raus, sagt der 45 Jahre alte Altenpfleger.
Weihnachtswahnsinn mit insgesamt drei Schneekanonen vor und hinter dem Reihenhaus, geschätzt 70 000 Lichtern und Weihnachtsmusik aus dem Internet in Dauerschleife - sieben Tage die Woche, ohne Pause. Auch andere Menschen in Deutschland bereiten mit Weihnachtshäusern Tausenden Besuchern eine Freude.
Das Weihnachtshaus wird monatelang vorbereitet
Wer sich van Ackens Wohnung mit dem großen Schneemann zum Aufblasen am Eingang nähert, sieht schon von weitem die Lichter. Drinnen herrscht regelrechter Deko-Taumel: Nussknacker, Rentiere, 44 beleuchtete Mini-Weihnachtshäuser auf dem Wohnzimmertisch, unzählige Figuren und Weihnachtsnippes aller Art füllen die 94-Quadratmeter-Wohnung - inklusive Terrasse, Garten, Bad und Küche. Kochen geht nicht mehr. Van Acken behilft sich mit einer Fritteuse und dem Grill im Garten. Aus der Toilette winkt ein an die Kacheln projizierter Weihnachtsmann.
«Seit September laufen die Vorbereitungen. Das wird immer mehr zum Großprojekt», sagt van Acken. Das «Weihnachtshaus von Oberhausen» gibt es mittlerweile als Ortsangabe bei Google. Es kommen mehr und mehr Besucher - 80 bis 120 pro Abend unter der Woche, am Wochenende deutlich mehr. An einem Abend schoben sich zwischen 18.30 und 21.00 Uhr schon mal 360 Menschen durch die vollgestellte Wohnung.
Van Acken empfängt jeden Besucher, wenn es irgendwie möglich ist, persönlich im Nikolauskostüm an der Tür. Die Kinder kriegen einen Schokololli und dürfen sich aus dem großen Sack ein Stofftier angeln. Erwachsene können an der Theke im Garten einen Glühwein trinken und dazu eine Grillwurst nehmen - alles umsonst, Spenden sind erwünscht.
Es folgt: eine saftige Stromrechnung
Für seine Besucher geht der Oberhausener in die Vollen: 40 Kisten Pils, 300 Liter Glühwein, über 100 Liter Kinderpunsch und 20 bis 25 Flaschen Amaretto hat er in diesem Jahr vor dem Saisonstart gekauft. Am Wochenende gehen 150 bis 200 Würstchen durch, sagt er. Und für die ganzen Weihnachtslichter hat er für 400 Euro Batterien besorgt, dazu kommt eine saftige Stromrechnung am Ende des Winters. Alles in allem schießt er jedes Jahr mehrere Tausend Euro zu, wie er sagt.
Was treibt den 45-Jährigen so sehr, dass er sogar den Arbeitgeber wechselte, weil sein alter Chef ihm keine vier Wochen am Stück vor Weihnachten mehr frei geben wollte? «Ich sehe das vor allem als soziales Projekt», sagt er. Viele Besucher hätten wenig Geld und freuten sich über den Gratis-Glühwein. Er sammelt Futterspenden und Geld für ein Tierheim. Alte Menschen kommen oft, aber auch Familien mit Kindern. Wenn er für die Kleinen seine «magische Weihnachsmann-Kugel» schüttelt und sie sich noch ein Stofftier extra aussuchen dürfen, strahlen die Kinder ihn an.