Warum Trüffel Trendfood sind
Autor: Gregor Tholl, dpa
, Mittwoch, 22. Oktober 2025
So manche Oma denkt bei «Trüffel» an sahnige Pralinenkugeln, der Enkelin läuft beim Gedanken an Pilzpasta das Wasser im Mund zusammen. Wie eine Luxuszutat zum Alltagsprodukt geworden ist.
Es war einmal, dass Trüffel nur beim teuren Italiener oder Franzosen auf der Speisekarte zu stehen schien. Inzwischen ist der Edelpilz auch im Restaurant um die Ecke zu bekommen - und zumindest als Mayo-Sorte in fast jeder Burger-Bude. Der erdige Geschmack legte in jüngerer Zeit eine erstaunliche Karriere hin. Wie ist es dazu gekommen - und warum?
Zunächst Grundsätzliches: Der oder die Trüffel (beides geht sprachlich; der Plural lautet «Trüffeln», ist umgangssprachlich aber meist ohne «n») sind unterirdisch wachsende Pilze, die als Delikatessen gelten. Fans schätzen sie für ihr Umami-Aroma (wohlschmeckend, herzhaft, würzig, fleischig):
- Die edlen Pilze wachsen in Verbindung mit einer Wirtspflanze, meist Bäume.
- Sie gedeihen in ziemlich vielen Klimazonen - ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt in Mittel- und Südeuropa, aber sie werden inzwischen weltweit angebaut.
- Es gibt unterschiedliche Sorten, was Aussehen und Aroma angeht.
- Weiße Trüffel (wie die Alba-Trüffel (Tuber magnatum)) haben intensive Noten von Knoblauch und Käse. Sie werden oft kurz vor dem Verzehr roh über den Teller gehobelt und können Tausende Euro pro Kilogramm kosten.
- Schwarze Trüffel, etwa der Périgord-Trüffel (Tuber melanosporum) oder der Sommertrüffel (Tuber aestivum), sind etwas günstiger, milder, schmecken eher nussig. Sie kommen öfter in Soßen oder Risotto, bei zu viel Hitze geht jedoch auch bei ihnen eigentlich Aroma verloren.
- In Europa gehört Spanien zu den größten Trüffel-Lieferanten.
- Entgegen verbreiteter Meinung können Trüffel durchaus angebaut werden. In Deutschland passiert das zunehmend.
- Wilde Trüffel dürfen nicht geerntet werden - sie stehen im Bundesnaturschutzgesetz auf der Liste der besonders geschützten Arten.
Gehen wir auf genauere Spurensuche. Der Kulturwissenschaftler und Autor Peter Peter verortet den Trüffel-Trend in den letzten 10 bis 15 Jahren. «Es ist eine gewisse Demokratisierung einer ursprünglich luxuriösen Speise», sagt Peter («Vive la Cuisine! Kulturgeschichte der französischen Küche», «Cucina & cultura – Kulturgeschichte der italienischen Küche»).
Fleisch, Fisch, Pasta, Reis - vieles wird mit Trüffel serviert
Paris, Place Madeleine: Im Gourmetlokal «Maison de la Truffe» (Trüffelhaus) hat man sich seit 1932 darauf spezialisiert, irgendwie alles zu trüffeln. Darunter sind Klassiker wie Carpaccio, Vitello Tonnato, Hummer-Risotto, Fettuccine mit Foie Gras (Entenstopfleber). Selbst Eiscreme - als Dessert. Die Preise sind gepfeffert oder gesalzen, wie man so sagt. Oder: getrüffelt halt.
Döner mit Trüffel
Berlin, Pariser Platz, «Hotel Adlon Kempinski». Hier am Brandenburger Tor wird in der Lobby am Elefantenbrunnen getrüffelter Döner serviert. Das Fladenbrot vom «Adlon Döner Kebab» (37 Euro) ist gefüllt mit Streifen vom Kalbsrücken, frischem Trüffel, Trüffelcrème, roten Zwiebeln, Kraut und Tomaten.
Doch längst hat der Trüffel - der sogenannte Diamant der gehobenen Küche - diese Welt elitärer Gastronomie verlassen. Heute haben in Deutschland auch viele Mittelklasse-Restaurants Gerichte mit Trüffel auf der Karte, mindestens Trüffelpasta - sei es in Bottrop oder in Cottbus.