Warum Kinderfotos nicht ins Internet gehören
Autor: Alina Schmidt, dpa
, Donnerstag, 16. Oktober 2025
Unzensierte Babybilder, KI-Bearbeitung und Erwachsene, die Nähe zu Kindern suchen: Warum Experten fordern, Aufnahmen von Kindern im Netz strenger zu schützen.
Wer möchte, kann der neuen Generation live beim Aufwachsen zusehen. Im Internet teilen viele ihr gesamtes Leben - und damit auch das ihrer Kinder. Ob Posts frisch nach der Geburt, Videoclips der ersten Schritte oder andere entscheidende Momente: Ist das problematisch?
Gerade erst in der vergangenen Woche sorgt die US-Streamerin «Fandy» für Schlagzeilen, als sie die Geburt ihres Babys live mit ihren Followern teilt. Die ersten Sekunden des noch jungen Lebens präsentiert sie wie selbstverständlich ihren zigtausenden Zuschauern. Es gebe bereits eine Menge dokumentierte Geburten, rechtfertigt sich die zweifache Mutter. Es bestünde kein Unterschied zu diesen, nur weil die ihres Kindes live übertragen wurde.
Auch in Deutschland ist das Thema längst präsent. Zu Beginn des Jahres etwa steht die Influencerin «Lala» in der Kritik, weil sie ihr Baby in ihren Videos nicht zensiert. Es sei an den Eltern abzuwägen, ob man seine Kinder zeige oder nicht, äußert sich die junge Mutter damals. «Fürs Kind wäre es am besten, nicht gezeigt zu werden», schreibt hingegen eine Userin dazu.
Vom Urlaubsbild ins Darknet
Obwohl das Bewusstsein für mögliche Gefahren bei einigen Eltern steigt und sie ihre Kinder online zensieren, scheinen andere den Nachwuchs unbedingt mit der Welt teilen zu wollen. Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur empfiehlt der promovierte Kinder- und Jugendpsychiater Daniel Illy in diesem Zusammenhang den Vergleich mit klassischen Fotoalben. Beim Teilen online sollten sich Eltern die Frage stellen: «Wem hätte ich dieses Fotoalbum vorgelegt?»
«Kinderbilder gehören nicht ins Netz», rät auch das Bundeskriminalamt (BKA). Als Zentralstelle der Polizei ist es auch für die Bekämpfung von sexuellem Missbrauch an Kindern zuständig. Mehr als 200.000 Hinweise auf kinderpornografisches Material gingen der Behörde zufolge vergangenes Jahr bei ihr ein. Darunter fallen demnach auch scheinbar harmlose Bilder, die mit Künstlicher Intelligenz so umgestaltet werden, «dass sie leicht bekleidete oder gar nackte Kinder abbilden.»
Im Darknet werden solche Medien dann von pädokriminellen Tätern verbreitet, sexualisiert oder in einen sexuellen Kontext gestellt. Die Bundesregierung erklärt, «dass solches Material im Umlauf ist und dass die Menge des Materials grundsätzlich ansteigt.»
Man macht es Pädophilen schwer und Straftätern leicht
Familien-Blogger teilen neben den großen Momenten auch den Alltag ihres Nachwuchses. «Sharenting» nennt sich das - eine Symbiose aus den englischen Begriffen für Erziehung und dem Teilen auf sozialen Medien.