Neue Details: Verdächtiger war am Vortag in Psychiatrie
Autor: dpa
, Donnerstag, 04. Sept. 2025
Der Verdächtige von Friedland war einen Tag vor der Tat in psychiatrischer Behandlung. Im Landtag führen neue Details zum Tattag und die Abwesenheit der Innenministerin zu Kontroversen.
Nur einen Tag bevor er im niedersächsischen Friedland eine 16-Jährige gegen einen Zug gestoßen haben soll, ist der mutmaßliche Täter in der Psychiatrie gewesen. Das bestätigte das niedersächsische Gesundheitsministerium auf Anfrage. Zuerst hatte die «Hannoversche Allgemeine Zeitung» darüber berichtet.
Nach Ministeriumsangaben hatte sich der 31 Jahre alte Iraker am 10. August freiwillig in Göttingen in ärztliche Behandlung begeben. Es habe sich um einen ambulanten Aufenthalt gehandelt. Er sei gegen den Rat der Ärzte entlassen worden. Da laut Klinik keine Fremd- oder Eigengefährdung vorlag, war dies möglich.
Einen Tag später soll der Mann die aus der Ukraine stammende Jugendliche gegen einen mit Tempo 100 durchfahrenden Güterzug gestoßen und so getötet haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Göttingen wurden an der Schulter des Opfers DNA-Spuren des Verdächtigen gefunden. Die 16-Jährige war 2022 mit ihrer Familie aus der Ukraine ins thüringische Geisleden geflüchtet.
Mann fiel bereits vor Tod der 16-Jährigen auf
Auch am Tattag sei der 31-Jährige psychisch auffällig gewesen, hieß es von der Staatsanwaltschaft. In der Vergangenheit sei bei ihm eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert worden. Gegen ihn wurde ein Unterbringungsbefehl wegen des Verdachts des Totschlags erlassen, er sitzt in einer psychiatrischen Klinik.
Bereits im vergangenen Jahr war der Mann wegen einer exhibitionistischen Handlung vom Amtsgericht Einbeck zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Er hatte im April 2024 einer Frau den Arm umgelegt, dabei seine Hose geöffnet und seinen Penis gezeigt.
Zudem besteht die Frage, warum der Mann überhaupt noch in Deutschland war. Gegen ihn lag seit März eine vollstreckbare Abschiebeanordnung nach Litauen vor. Ein Gericht hatte einen Antrag auf Abschiebungshaft aber noch im Juli abgewiesen.
Landtag befasst sich mit dem Fall
Der Fall war nun auch Thema im Innenausschuss des Landtags. Landespolizeipräsident Axel Brockmann schilderte dort bislang unbekannte Details zum Tattag. Demnach versuchte der 31-Jährige in Einbeck, rund 40 Autominuten vom Bahnhof Friedland entfernt, ohne Fahrschein Bus zu fahren und verließ das Fahrzeug nach dem Einschreiten der Polizei.