Trendhobby Pilzesammeln: Der Wald als «bullshitfreie Zone»
Autor: Wilhelm Pischke, dpa
, Sonntag, 26. Oktober 2025
Es ist Herbst und Pilzhochsaison. Durch die Wälder sieht man nun häufiger Sammler streifen. Einem Pilz-Influencer geht es beim Sammeln gar nicht so sehr um den Ertrag.
Im Speckgürtel von Großstädten wie Berlin tummeln sich dieser Tage die Pilzsammler – das Hobby im Wald scheint zu boomen. «Ich habe schon den Eindruck, dass es mehr Interessenten gibt als noch vor zehn Jahren», sagt Wolfgang Bivour, Vorsitzender des Brandenburger Landesverbandes der Pilzsachverständigen.
Auch die sozialen Medien trügen zu dieser Entwicklung bei, befindet Bivour. Es gebe etwa zig Facebook-Gruppen, auf denen Pilze «bestimmt werden sollen». «Da tummeln sich viele Menschen. Da wird viel gepostet.» Die Pandemie habe sicher dazu beigetragen, dass Menschen in die Natur gingen und so mit dem Pilzesammeln in Berührung kamen, vermutet Bivour. «In diesen Jahren habe ich viel mehr Leute getroffen, die sich in der Landschaft bewegt haben.»
Wie sehr das Thema Pilze mittlerweile in den sozialen Medien stattfindet, zeigt sich auch im Erfolg von Pilz-Influencern. Dem wohl bekanntesten Pilz-Influencer «pilzaddicted» folgen bei Instagram rund 240.000 Menschen.
Auch Moritz Schmid kann sich zu den Pilz-Influencern zählen. Seine Videos werden immerhin teils fünfstellig geklickt.
Im Wald «am besten allein»
Es ist ein bewölkter Oktobertag und Moritz Schmid ist wieder unterwegs - unterwegs in den Pilzen. «Der Wald ist einfach eine bullshitfreie Zone. Da hast du keinen Raum für deine Mails und das Handy», sagt der Pilz-Experte trotz seines Influencer-Daseins.
Jede Woche sei er mindestens zweimal im Wald, meist auf der Suche nach Pilzen, häufig in einem Wald unweit seines Hauses im Südosten von Berlin. «Am besten allein. Ich bin dann nur für mich.»
Kaum aus dem Auto gestiegen, landen die ersten Pilze im Korb. Erst der Klopftest, dann der Drucktest. Die häufigste Vergiftung beim Pilze-Essen sei auf überständige Pilze zurückzuführen – also Pilze, die bereits anfangen zu gammeln. «Dann ist das Eiweiß bereits in der Zersetzung und aus Speisepilzen werden für Magen und Darm giftige Pilze», erklärt er. Er nehme daher auch lieber kleine als große und ältere Pilze.