Syphilis-Zahlen steigen: Wenn es unten plötzlich juckt
Autor: Jessica Lichetzki, dpa
, Donnerstag, 16. November 2023
Die USA meldeten jüngst einen starken Anstieg der Syphilisfälle bei Neugeborenen. Auch hierzulande gibt es einen Negativtrend bei bestimmten sexuell übertragbaren Krankheiten. Wie beugt man vor?
Ein Kratzen im Hals, und schon bricht bei vielen Panik aus. Es wird Tee gekocht, Halstabletten besorgt, der Hausarzt kontaktiert. Doch wenn es um intime Beschwerden geht - ein Jucken oder Brennen unterhalb der Gürtellinie - herrscht oft unangenehmes Schweigen. Es scheint, als ob die leisen SOS-Signale unserer Intimzone in der Scham versickern, bevor sie rechtzeitig die Arztpraxis erreichen.
Die Deutsche STI-Gesellschaft berichtet von zunehmenden Fällen sexuell übertragbarer Infektionen (STIs) in Deutschland, insbesondere der Syphilis. «Insgesamt kann man sagen, dass Syphilis seit dem Jahr 2000 zunimmt. Damals waren es noch 800 Fälle, heute sind es über 8000», erklärt Norbert Brockmeyer, Präsident der STI-Gesellschaft.
Syphilis äußert sich durch Ausschläge und im Spätstadium durch schwere Schäden an Organen und am Nervensystem.
In den USA sind auch Babys von Syphilis betroffen
Das Robert-Koch-Institut (RKI) verzeichnet einen Anstieg der gemeldeten Syphilis-Fälle von 5330 im Jahr 2013 auf 8309 im Jahr 2022 und bei Hepatitis B von 715 auf 16.635 Fälle. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen blieb mit rund 1800 Fällen jährlich stabil.
In den USA zeichnet sich bei Syphilis ein ähnlicher Trend ab. Die Gesundheitsbehörde CDC meldete kürzlich einen starken Anstieg der Syphilisfälle bei Neugeborenen. Über 3700 Babys waren letztes Jahr betroffen, mehr als zehnmal so viele wie vor zehn Jahren und ein 32-prozentiger Anstieg gegenüber 2021. Die CDC betont, dass 90 Prozent dieser Fälle durch Tests und Behandlungen der Mütter während der Schwangerschaft vermeidbar gewesen wären.
Sexkontakte werden durch soziale Medien leichter
Brockmeyer führt den Anstieg der STI-Fälle in Deutschland auf die leichtere Knüpfung von Sexkontakten durch digitale Medien zurück. Obwohl die Kondomnutzung stabil sei, steige die Rate an STIs sowohl bei hetero- als auch homo- und bisexuellen Menschen.
«Man kann Sexkontakte über den digitalen Weg erreichen. Dadurch ist die Möglichkeit geschaffen worden, schneller Sexualkontakte zu knüpfen», erklärt Brockmeyer.