Schlag gegen kriminelle Handelsplattform im Netz
Autor: Frank Christiansen und Sigrun Stock, dpa
, Freitag, 01. März 2024
«Crimemarket» war die größte deutschsprachige Plattform für Kriminelle im frei verfügbaren Internet. Dort gab es Drogen, Waffen und kriminelle Dienstleistungen. Der Betreiber soll 23 Jahre alt sein.
181. 000 registrierte Nutzer, 25 Millionen Euro Umsatz, sechs Festnahmen, 500 Beamte allein in NRW im Einsatz: Die Polizei hat mit mehr als 100 Durchsuchungen einen bundesweiten Schlag gegen die größte deutschsprachige kriminelle Handelsplattform im Internet geführt, wie die Ermittler am Freitag in Düsseldorf berichteten.
Der mutmaßliche Betreiber von «Crimemarket», ein 23-Jähriger, sei im niederrheinischen Korschenbroich festgenommen worden. Gegen ihn werde wegen Geldwäsche und Computerbetrugs ermittelt. Den Server hätten die Ermittler in Island sichergestellt.
Die Nutzer müssen mit Konsequenzen rechnen
Die Plattform sei im Internet, nicht im Darknet, für jeden zugänglich gewesen. Entsprechend hätten auch viele Minderjährige sie genutzt, sagte Düsseldorfs Polizeipräsidentin Miriam Brauns. Es sei erschreckend, wie einfach man im Internet auf frei verfügbaren Seiten kriminelles Verhalten kaufen und beauftragen kann. Die Nutzer müssten ab heute damit rechnen, dass sich die Polizei bei ihnen meldet, sagte Brauns.
«Der "Crimemarket" wurde heute geschlossen», sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) der dpa. Damit sei der Polizei Nordrhein-Westfalen ein gewaltiger Schlag gegen Cyberkriminelle der allerersten Güte gelungen. «Wir haben es da also nicht mit dem kleinen Online-Händler von nebenan zu tun gehabt, sondern mit dem deutschsprachigen Amazon für Cybercrime.»
Auf der Plattform seien kriminelle Dienstleistungen, aber auch detaillierte Anleitungen zu schweren Straftaten oder Drogen erhältlich. Der Schlag - die letzte Datensicherung sei Freitag früh erfolgt - habe zu erheblicher Bewegung in der Szene geführt. Es habe der gesamte Datenbestand der Plattform gesichert werden können.
«Anrufer haben sich gestern Abend mit verzerrter Stimme bei der Polizei in Düsseldorf und Köln gemeldet und als Journalisten ausgegeben, um an Informationen zu kommen», berichtete Staatsanwalt Christoph Hebbecker.
«Eine Art Amazon für Kriminelle»
Die Polizei sicherte zahlreiche Beweismittel, vor allem Mobiltelefone, IT-Geräte und Datenträger. In 21 Fällen stellte die Polizei in Nordrhein-Westfalen Drogen sicher, daneben wurden mehr als 600.000 Euro Bargeld und andere Vermögenswerte gepfändet.