Philipp Reis - der fast vergessene Erfinder des Telefons
Autor: Michael Bauer, dpa
, Samstag, 27. Januar 2024
Philipp Wer? Vor 150 Jahren starb der Erfinder des Telefons. Sein Name ist beinahe in Vergessenheit geraten. Eigentlich müsste ihm zu Ehren ein Triumphbogen errichtet werden, sagt sein Biograf.
Seine Erfindung, das Telefon, hat die Welt verändert. Dennoch ist der deutsche Tüftler Philipp Reis, dessen Todestag sich jetzt zum 150. Mal gejährt hat, heute weithin unbekannt. «Er hat eine Jahrtausenderfindung gemacht, doch wenn man heute irgendwo auf der Welt fragt, wer das Telefon erfunden hat, hört man Alexander Graham Bell», sagt Reis-Biograf Wolfram Weimer.
Reis wurde 1834 im hessischen Gelnhausen geboren und wuchs als Vollwaise auf. Er machte eine kaufmännische Lehre und arbeitete später als Lehrer für Sprachen und Naturwissenschaften in Friedrichsdorf in der Nähe von Frankfurt/Main. Dort hält heute ein Museum die Erinnerung an den Erfinder wach.
«Telefon»-Erfindung wurde abgelehnt
In seiner Freizeit brütete Reis lange über die Frage, wie Töne mit Hilfe von Strom über größere Entfernungen übertragen werde können. 1861 gelang ihm der Durchbruch und er stellte den Apparat, den er «Telefon» nannte, vor dem Physikalischen Verein in Frankfurt vor.
«Das Echo war äußerst enttäuschend - seine Erfindung wurde als «Spielerei» abgelehnt», erzählt das Museum. Nach Angaben von Weimer wurde Reis von den «feinen Herren Professoren» immer ein bisschen belächelt als ein Bastler, der irgendetwas Unnützes erfindet.
Reis starb mit nur 40 Jahren am 14. Januar 1874 in Friedrichsdorf, bevor er seinen Apparat weiterentwickeln konnte. Sein Fernsprecher funktionierte nur in eine Richtung - der Hörer konnte nicht sofort antworten.
Alexander Graham Bell triumphiert
Erst als in den USA Alexander Graham Bell in den 1870er Jahren ein Gerät auf den Markt brachte, das abwechselnd ans Ohr und dann an den Mund gehalten wurde, trat das Telefon seinen weltweiten Siegeszug an. Laut Reis-Museum beruhte das von Bell 1875 eingereichte Patent nach dessen eigenen Angaben auf den Arbeiten des Deutschen, die der Amerikaner zumindest teilweise gekannt und verbessert habe.
«Mir tut es für Philipp Reis auch persönlich leid, dass er es so schwer im Leben hatte, aber nie den verdienten Respekt erhielt», erklärt Weimer. «Wenn wir ihn jetzt auch noch vergessen oder nichts für ihn tun, dann ist es doppelt bitter.»