Personal streikt aus Sorge um Eiffelturm
Autor: Michael Evers, dpa
, Donnerstag, 22. Februar 2024
Große Enttäuschung bei Paris-Besuchern: Schon seit Tagen ist der Eiffelturm wegen eines Streiks nicht zugänglich. Die Beschäftigten fordern mehr Geld für den Unterhalt des Wahrzeichens.
Groß ist der Frust bei Touristen in Paris, die im Nieselregen am verschlossenen Einlass des Eiffelturms stehen. Keine Warteschlangen wie üblich, sondern Leuchtschilder, auf denen es in verschiedenen Sprachen heißt: «Wegen eines Streiks ist der Eiffelturm geschlossen, wir entschuldigen uns».
Schon den vierten Tag in Folge ist das Wahrzeichen, das im vergangenen Jahr 6,3 Millionen Besucher anlockte, nicht zugänglich. Stattdessen demonstrieren Dutzende Beschäftigte des Eiffelturms am Morgen lautstark am Fuße des Bauwerks. Anders als bei vielen Streiks geht es den Angestellten nicht um eine Lohnerhöhung, vielmehr fordern sie einen besseren Unterhalt der Sehenswürdigkeit, die die Pariser auch liebevoll «dame de fer» («Dame aus Eisen») nennen.
Rost nage am Eiffelturm, während die Stadt hohe Millionensummen aus dem Verkauf der Eintrittskarten einstreiche und an der Instandhaltung spare, lautet der Vorwurf der Demonstranten. «Er steht seit 135 Jahren, aber wie lange noch?», steht auf einem der Transparente. «Milchkuh Eiffelturm», heißt es auf einem anderen Plakat, das die Pariser Bürgermeisterin beim Melken des Turms zeigt.
«Der Streik geht weiter, bis die Stadt die Beschäftigten zufriedenstellt», sagte die Chefin der Gewerkschaft CGT, Sophie Binet, vor den Protestierenden. «Diese Mobilisierung ist im allgemeinen Interesse, denn es geht darum, dass der Eiffelturm die Mittel für eine langfristige Zukunft erhält.» Die Erträge des Eiffelturms erlaubten problemlos einen vernünftigen Unterhalt, ohne dass am Ende beim Personal gespart werden müsse. Rund 360 Menschen sind an und auf dem Turm beschäftigt. Binet rief Bürgermeisterin Anne Hidalgo persönlich zu Verhandlungen mit den Beschäftigten auf, nachdem die Betreibergesellschaft sich angesichts der am Montag gestarteten Proteste zunächst taub gestellt hatte.
Neuer Anstrich für den Eiffelturm?
Konkret geht es im Moment um den neuen Anstrich des Eiffelturms. Der wichtige Rat von Gustave Eiffel, der Turm müsse einmal alle sieben Jahre gestrichen werden, dann halte er ewig, sei nicht mehr befolgt worden, lautet ein Vorwurf. Deshalb mache Rost nun dem Eiffelturm zu schaffen, der Zustand sei besorgniserregend. Der mehr als 130 Jahre alte Turm unweit der Seine wurde für die Pariser Weltausstellung gebaut und 1889 fertiggestellt.
«Das Bauwerk ist in einem sehr guten Zustand», betonte indessen der Erste Beigeordnete der Bürgermeisterin, Emmanuel Grégoire, im Interview des Senders France Info.«Die Stadt unterstützt den Eiffelturm, er ist ihr Kronjuwel», meinte er. «Es ist ein außergewöhnliches touristisches Monument und wie alle Monumente wurde es von der Covid-Krise getroffen, es sind 130 Millionen Euro finanzielle Verluste für den Eiffelturm, und die Stadt Paris hat nie ihre Pflicht und ihre Unterstützung für die Betreibergesellschaft versäumt.»
Mit 60 Millionen Euro habe die Stadt der kommunalen Betreibergesellschaft unter die Arme gegriffen. Wie viel der laufenden Erträge die Stadt einstreiche, werde gerade neu verhandelt. Die von den Gewerkschaften kritisierte Regelung sei 2017 vor der Corona-Krise getroffen worden.