Am Sonntag saß der CSU-Chef dann mit einem Überraschungsgast am Festzelt-Tisch: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ist auf dem Oktoberfest aufgetaucht. Gemeinsam mit Söder, den SPD-Parteivorsitzenden Bärbel Bas und Lars Klingbeil kam er ins Schottenhamel-Festzelt. Die vier Politiker gaben sich gut gelaunt, Merz winkte vom Balkon in die Menge, warf sogar Kusshände. Die Wiesn-Besucher zückten ihre Smartphones, es gab Jubel, aber auch Buh-Rufe. Im Zelt dann nahmen die Koalitionsspitzen auf der Empore Platz. Serviert wurden eine Brotzeitplatte und Bier. Als Merz und Co. sich gesetzt hatten, erklang ein Stück von den Toten Hosen: «Tage wie diese».
Reiter: «Glück gehabt»
Reiter ist vor allem erleichtert: «Glück gehabt, es ist gut gegangen», sagt er. Er habe tatsächlich Befürchtungen gehabt: «Aber nur weil es so heiß war, nicht wegen der Schulter. Die hat das schon ausgehalten.» Reiter war im Mai an der Schulter operiert worden und hat nach eigenen Angaben immer noch Probleme damit.
Söder zeigt Verständnis - auch dafür, dass Reiter etwas spritziger anzapfte als üblich: «Der runde Schlegel ist fies – da kann man leicht abrutschen», sagt er, der zum zweiten Mal in Lederhose zum Anzapfen gekommen ist. Aber: «Was kann es heute schöneres Parfum geben auf der Haut als Bier.»
16 Tage lang, bis zum 5. Oktober, werden Besucher aus München, dem Umland, Deutschland und der ganzen Welt erwartet, um in den großen Bierzelten zu feiern, Riesenrad oder Wilde Maus zu fahren. Mehr als sechs Millionen sind es üblicherweise pro Jahr. Der Rekord liegt bei über sieben Millionen.
Über drei Stunden warten auf das erste Bier
Die Ersten hatten schon in den frühen Morgenstunden, noch im Dunkeln, an den Zäunen rund um die Wiesn ausgeharrt und auf den Einlass um 9.00 Uhr gewartet, um einen Tisch in einem der Bierzelte zu ergattern. Dort warteten sie dann drei weitere Stunden auf die erste Maß Bier. Nach dem Anzapfen sind die ersten Zelte schon am frühen Nachmittag wegen Überfüllung geschlossen.
Doch nicht alle sind wegen des Alkohols auf der Wiesn. Schlagerstar Jürgen Drews (80) verschmäht das klassische Bier zur Eröffnung. Er sei «Anti-Alkoholiker», sagt er dem Bayerischen Rundfunk (BR) im Schottenhamel-Festzelt. Er wollte das Bier an Moderator Florian Silbereisen weiterreichen, der neben ihm stand. Silbereisen hat aber eine Lösung parat: «Es gibt auch alkoholfreies Bier, das holen wir dir gleich!»
In einem der anderen Zelte filmt Mats Hummels seine Freundin Nicola Cavanis dabei, wie sie mit fünf Schlägen ein Fass ansticht.
Hat «Wackelkontakt» das Zeug zum Wiesn-Hit?
Für Beni Hafner alias Oimara steht bei dieser Wiesn eher die Musik im Vordergrund. Sein Hit «Wackelkontakt» hat gute Chancen, der Wiesn-Hit des Jahres 2025 zu werden. Das ist ihm aber gar nicht so wichtig: «Der Song wird sicher gespielt, ob es jetzt der Wiesn-Hit ist, ist auch schon wurscht. Hauptsache, ich höre es einmal im Zelt, dann hat sich mein Traum schon erfüllt», sagt der Sänger der Deutschen Presse-Agentur beim Anstich im Schottenhamel-Festzelt. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht: Er selbst wird viermal auf dem Oktoberfest sein.
Überraschend dagegen der Wiesn-Besuch von Rap-Superstar Drake. Auf seinem Instagram-Account veröffentlicht der 38-Jährige Fotos und ein Video aus dem Festzelt - und zeigt sich dabei in einem ungewöhnlichen Outfit, das wohl an traditionelle bayerische Lederhosen erinnern sollte.
Die Latzhose hat er versehen mit einem sogenannten Glupperl, einer kleinen Wäscheklammer mit seinem Namen, außerdem trägt er ein kleines Herz, auf dem steht «Too hot to Hendl».
Zum ersten Mal auf der Wiesn ist in diesem Jahr außerdem Heidi Klum, die gemeinsam mit ihrem Mann Tom Kaulitz im Käferzelt feiert und knutscht.
Todesfall überschattet Wiesn-Start
Damit es fröhlich und friedlich bleibt, haben die Behörden das Sicherheitskonzept für die Wiesn in diesem Jahr noch einmal etwas verschärft, das Messerverbot wurde vom Festgelände auf das Umfeld ausgeweitet. Ansonsten bleibt alles wie gehabt: Es gibt Einlasskontrollen, große Taschen sind verboten - und das Kiffen ohnehin.
Doch der Start des Oktoberfestes wird von einem tragischen Todesfall überschattet: Noch vor der Eröffnung starb eine 70 Jahre alte Frau im Bereich der Schausteller-Wohnwagen.
Am Morgen ging ein Notruf bei den Einsatzkräften ein, wie der Wiesn-Sanitätsdienst der Aicher Ambulanz mitteilte. Ein Einsatzteam war schnell vor Ort und begann mit der Reanimation. Diese blieb den Angaben zufolge erfolglos – die Frau starb noch vor Ort. Ein Kriseninterventionsteam übernahm die Betreuung der Angehörigen.
Gesundheitliche Probleme - wegen der Hitze und des Alkohols
Vielen Wiesn-Besuchern machte zudem die Hitze zu schaffen. Bis zum Samstagnachmittag meldete die für den Rettungsdienst verantwortliche Aicher Ambulanz schon Hunderte Behandlungen - vor allem infolge der Hitze. Die jüngste Patientin war demnach erst elf und klagte über Kreislaufprobleme.
Am späten Nachmittag dann der erste Fall von zu viel Alkohol: Ein 18-jähriger Mann aus Arizona (USA) sei von einem Trageteam zur Sanitätswache gebracht worden, teilte die Ambulanz mit. 2,9 Promille habe die Messung ergeben.
Auch die Polizei meldete einige Einsätze: Ein 25 Jahre alter Tourist aus Italien soll am Samstag den Hitlergruß gezeigt haben. Gegen einen 55-Jährigen wird gegen Gefangenenbefreiung ermittelt, weil er versucht haben soll, einen 19 Jahre alten Familienangehörigen aus dem Polizeigewahrsam zu holen. Außerdem gab es Fälle sexueller Belästigung und einige Taschendiebstähle.
Gebrannte Mandeln nicht gefragt
Laut Wiesnchef Scharpf hatte das warme Wetter auch Auswirkungen auf die Verkaufsstände und Fahrgeschäfte: Gebrannte Mandeln und Schokofrüchte seien nach Angaben der Beschicker nicht so gut verkauft worden, berichtete Scharpf. Dafür seien rasante Fahrgeschäfte beliebt gewesen, die etwas Abkühlung bescherten.
In den kommenden Tagen soll es deutlich kühler werden in der bayerischen Landeshauptstadt. Am zweiten Wiesnwochenende werde das Wetter laut Vorhersage aber wieder besser, sagte Scharpf, riet aber den Gästen dennoch: «Einen Janker oder eine Strickjacke sollte man mitdenken, um für alle Temperaturen gewappnet zu sein.»