Anwälte: Vierfachmord hätte verhindert werden können
Autor: Frank Christiansen und Wolfram Lumpe, dpa
, Dienstag, 24. Juni 2025
Im Prozess um den Vierfachmord von Solingen sind neue Vorwürfe aufgetaucht. Die Anwälte der Nebenkläger sind empört. Der vierfache Mord sei erst durch schlampige Ermittlungen möglich geworden.
Im Prozess um den geständigen Vierfachmörder und Brandstifter von Solingen haben Rechtsanwälte schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. Die Anwälte der Nebenkläger erklärten, der vierfache Mord hätte verhindert werden können, wenn in einem früheren Fall nicht so schlampig ermittelt worden wäre.
Zuvor hatten sich die Hinweise verstärkt, dass der Angeklagte bereits im Januar 2022 ein viertes Feuer in einem Mehrfamilienhaus in Wuppertal gelegt haben könnte. Die Ermittlungen waren damals nach drei Wochen mit Hinweis auf einen vermuteten technischen Defekt als Brandursache eingestellt worden.
Ein mit drei Jahren Verspätung eingeschalteter Gutachter kam nun zu einem ganz anderen Ergebnis: Die Spurenlage spreche für einen Brandanschlag. Das Feuer sei an zwei voneinander räumlich getrennten Stellen gleichzeitig ausgebrochen.
Der Angeklagte hatte damals Streit mit einem marokkanischen Hausnachbarn seiner damaligen Freundin. Das Feuer brach an dessen Kellerverschlag und an einer weiteren Stelle aus, kurz nachdem die Freundin aus dem Haus ausgezogen war.
«Hätte verhindert werden können»
Die Anwälte der Nebenkläger zeigten sich empört: «Für die Angehörigen der Verstorbenen und den teils Schwerverletzten des Brandanschlages aus Solingen drängt sich jetzt die bittere Erkenntnis auf, dass der Anschlag auf ihr Haus in Solingen hätte verhindert werden können, wenn der frühere Brand in Wuppertal von den Ermittlungsbehörden pflichtgemäß aufgeklärt worden wäre», teilten die Rechtsanwälte in einer Presseerklärung mit.
Die Polizei habe nach dem Brand am 5. Januar 2022 in Wuppertal keine Bewohner des Hauses befragt und keinen Brandsachverständigen beauftragt. Die Kripo sei nicht einmal vor Ort gewesen.
«Für mich steht zweifelsfrei fest, dass der Angeklagte aus rassistischen Motiven gehandelt hat. Beide Häuser wurden überwiegend von Menschen mit Migrationshintergrund bewohnt. Es ist schockierend, dass das Verfahren wegen des Brandes in Wuppertal bereits nach wenigen Wochen eingestellt wurde und damals überhaupt keine Ermittlungen zur Brandursache erfolgt sind», erklärte Rechtsanwältin Seda Başay-Yıldız.