Mutmaßlicher Entführer: Block dankte meinem Team
Autor: Stephanie Lettgen und Bernhard Sprengel, dpa
, Donnerstag, 11. Dezember 2025
Eine Entführung, zwei Versionen: Der mutmaßliche Chef der Entführer widerspricht als Zeuge zentralen Äußerungen von Christina Block. Er berichtet von einer Lagebesprechung und einem besonderen Teddy.
Im Prozess um die Block-Kinder hat der mutmaßliche Chef der Entführer ausgesagt, dass die angeklagte Mutter von der geplanten Rückholung gewusst habe. Sein gesamtes Team sei aus Israel nach Hamburg gereist und habe sich am 28. Dezember 2023 im Hotel «Grand Elysée» mit Christina Block getroffen. Sie habe dem Team dafür gedankt, dass es gekommen sei, um die Kinder zu retten, berichtet der Zeuge aus Israel am 25. Verhandlungstag.
Der 68-Jährige aus Israel ist eine zentrale Figur in dem Fall, der bereits seit Juli verhandelt wird. Im schwarzen Jackett, begleitet von zwei Anwälten, sagt er den zweiten Tag in Folge aus. Die Sicherheitsvorkehrungen sind zu seinem Schutz verschärft worden. Er soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft die Entführung in der Silvesternacht 2023/24 organisiert und geleitet haben. Ihm sei immer wieder versichert worden, dass eine Rückholaktion nach deutschem Recht legal sei, erinnert sich der Zeuge.
Er gilt als einer der Hauptbeschuldigten, ist im laufenden Prozess aber nicht angeklagt. Nach ihm wurde seit 2024 mit Haftbefehl gefahndet. Um seine Aussage in Hamburg zu ermöglichen, gewährten ihm die Ermittlungsbehörden kürzlich sicheres Geleit. Die Fahndung nach ihm wurde daher aufgehoben.
Christina Block sei nicht in die Pläne eingeweiht gewesen, wann es genau passieren sollte, sagt der Zeuge weiter. Aber sie habe seinem Team etwas mitgegeben: «Christina hatte Kleidung vorbereitet, die ihr gehörte.» Auch ein Teddybär sei dabei gewesen. Der Grund: Die Kinder sollten gleich wissen, dass das Team in ihrem Namen handelte.
Seine Aussage verfolgt Block von ihrem Platz, der nur einen Meter entfernt ist. Ihre Reaktionen sind nicht zu sehen, weil sie mit dem Rücken zum voll besetzten Zuschauerraum sitzt.
Anweisung: Keine Gewalt
«Gewalt sollte nicht angewandt werden», sagt der Zeuge. Das habe er seinem Team gesagt. Er sei sehr unglücklich gewesen, als er gesehen habe, dass den Kindern bei der Rückholaktion die Hände zusammengebunden worden waren. «Das war gegen meine Anweisung.»
Als Beschuldigter muss er bei der Justiz nicht die Wahrheit sagen. Allerdings ist er nach Angaben einer Gerichtssprecherin als Zeuge in einem Prozess zur Wahrheit verpflichtet.