«Miami Indonesiens»: Trauminseln im Visier von Investoren
Autor: Ahmad Pathoni und Carola Frentzen, dpa
, Donnerstag, 25. Sept. 2025
Indonesien will den Bali-Erfolg wiederholen: Auf der Nachbarinsel Lombok wird eine Smart City gebaut, im Komodo-Archipel sind Luxusvillen im Reich der Warane geplant. Wie weit darf Tourismus gehen?
Von den Hügeln über dem Fischerdorf Buwun Mas auf Lombok schweift der Blick über türkisfarbenes Meer, kleine Inseln und Kokospalmen. Kinder rennen barfuß über staubige Wege, Fischer flicken ihre Netze. Über Generationen hat sich hier kaum etwas verändert. Doch nun könnte sich das Leben auf der teils noch unberührten Insel - dem direkten Nachbarn der hoffnungslos überlaufenen Urlaubsinsel Bali - auf einen Schlag wandeln.
Auf 149 Hektar Küstenland in bester Lage entsteht seit Kurzem Marina Bay City - ein eine Milliarde Dollar (850 Millionen Euro) teures Projekt, das die australischen Investoren schon als «Miami Indonesiens» anpreisen. In zehn Jahren soll es fertiggestellt sein. Geplant sind eine Marina, Luxusvillen, Hotels und Freizeitangebote – ein Sprung in die Welt des Massentourismus, von dem das idyllische Buwun Mas bislang weit entfernt war. Das weckt gleichermaßen Skepsis und Optimismus bei der Bevölkerung.
«Früher haben Investoren nur Land gekauft und es dann brachliegen lassen», sagt Dorfchef Rochidi. «Jetzt wird wirklich gebaut. Wir hoffen, dass unsere Leute Arbeit finden und profitieren können.» Die Mischung aus Hoffnung und Sorge prägt viele Gemeinden auf Lombok, seit die Regierung die Insel im Windschatten Balis als neuen Tourismusmagneten etablieren will.
Kampf David gegen Goliath
Das Mandalika-Resort im Süden brachte zwar MotoGP-Rennen und Besucherströme, aber auch Streit über Landrechte und Entschädigungen. Rund um die nahe gelegene hufeisenförmige Bucht Tanjung Ann mit ihrem herrlichen Strand wehren sich Anwohner längst gegen den Abriss ihrer Surf-Schulen, Restaurants und kleinen Läden – der ewige Kampf David gegen Goliath, also zwischen kleinen heimischen Betreibern und großen Hotelketten.
In Buwun Mas versprechen die Investoren Nachhaltigkeit: solarbetriebene Fahrzeuge, Abfallverwertungssysteme und faire Jobs für die Einheimischen. «Wir schaffen nicht nur Baustellenjobs, sondern langfristige Perspektiven», sagt der Geschäftsführer des Projekts, Adrian Campbell. Dazu gehörten lukrative Arbeitsplätze für die Einheimischen: «Die Menschen hier wissen, dass wir Wohlstand bringen und zukünftige Jobs schaffen», betont der Australier.
Bisher ein Geheimtipp für Rucksackreisende
Viele Inselbewohner schwanken zwischen Sorge und Optimismus. Denn Lombok, nur eine halbe Flugstunde von Bali entfernt, hinkt seinem berühmten Nachbarn seit Jahrzehnten hinterher. Während Millionen Urlauber jedes Jahr an Balis Strände strömen, Tempel und Reis-Terrassen besichtigen oder Yoga-Retreats buchen, blieb Lombok oft eine Randnotiz – ein Geheimtipp für Rucksackreisende und Surfer.
Kritiker warnen hingegen vor den Folgen des Mega-Projekts: «Hochhäuser sind ein Schandfleck und werden Lombok zerstören. Sie sollten verboten werden. Lernt doch bitte aus den Erfahrungen auf Bali und Mykonos!», kommentierte ein Leser unter einem Artikel über Marina Bay City in der Zeitung «The Bali Sun». Ein anderer betonte, dass sich am Ende doch nur wieder lokale Politiker und die Genehmigungsbehörden bereichern würden: «Sie bekommen genau das, was sie wollen: Geld. Und dafür schrecken sie vor nichts zurück.»