Kleine Notfelle - warum Straßenkatzen so leiden
Autor: Ulrike von Leszczynski, dpa
, Donnerstag, 07. August 2025
Sie leben versteckt und sterben elend: Straßenkatzen gibt es nicht nur im Ausland. In Deutschland bringen geschätzt Millionen freilebende Miezen die Tierheime ans Limit. Wer ist schuld?
Suri hat Glück gehabt. Ganz allein saß das wenige Wochen alte Kätzchen an einem heißen Sommertag auf einem Krankenhaus-Parkplatz und maunzte kläglich. Eine Besucherin informierte das «Katzenparadies». Nun ist Suri eines von rund zwei Dutzend «Notfellen», die das private Tierheim im Süden Mecklenburg-Vorpommerns aufgenommen hat.
Sie stehen zum Weltkatzentag am 8. August für das Leid von immer mehr Miezen ohne Zuhause. Der Deutsche Tierschutzbund zählt das Schicksal von Straßenkatzen inzwischen zu einem der größten Tierschutzprobleme in Deutschland. Wie ist es dazu gekommen - und was muss sich ändern?
Miezen sind die beliebtesten Haustiere in Deutschland
Katzen sind mit Abstand die beliebtesten Haustiere der Bundesbürger. Fast 16 Millionen Stubentiger schnurrten nach den Daten des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe im vergangenen Jahr auf Deutschlands Sofas, der Markt verzeichnete 2024 einen steigenden Umsatz von fast drei Milliarden Euro.
Doch es gibt auch die andere Seite eines Katzenlebens in Deutschland. Kaum ein Haustier wird nach Bobachtungen des Tierschutzbundes so schlecht behandelt wie Samtpfoten. Sie werden in Käfigen gehalten oder in Wohnungen gehortet, vernachlässigt, ausgesetzt - und auch zu Tode gequält.
Millionen unsichtbarer Samtpfoten
Das härteste Leben führen schätzungsweise mehr als 1,5 Millionen Katzen ohne Zuhause - ihre genaue Zahl kennt niemand. Sie leben in Schrebergärten, auf verlassenen Gehöften, Bauernhöfen oder Firmengeländen. Oft verenden sie qualvoll, geschwächt durch Krankheiten, Verletzungen, Parasiten, sie verhungern oder erfrieren.
Mehr als 10.000 Straßenkatzen, so schätzt der Tierschutzverein für Berlin, leben allein in der Hauptstadt. «Wir sprechen von unsichtbarem Leid, weil diese Katzen nicht so offen herumstreunen wie zum Beispiel in Südeuropa», sagt Sprecherin Zoe Dymke. «Aber wir sehen sie jeden Tag, wenn wir an Futterstellen mit im Einsatz sind.»
Mehr Würfe durch wärmere Winter
Viele Tierheime sind schon am Limit. Nicht nur vom Platz her und finanziell, sondern auch mit Blick auf die emotionale Belastung der Teams, sagt Dalia Zohni, Fachreferentin für Heimtiere beim Tierschutzbund. Katzenleid ohne Ende. «Es wird jedes Jahr schlimmer», bestätigt Manuela Jeschke, Gründerin des «Katzenparadieses» in Neustrelitz.