«Einfach so sinnlos» - Erschütterung über Kinderleiche
Autor: Christopher Hirsch (Text) und Bernd Wüstneck (Fotos), dpa
, Mittwoch, 15. Oktober 2025
Kerzenmeer, Tränen, Fassungslosigkeit: Nach dem Auffinden eines toten Kindes bei Güstrow suchen Menschen Halt – und Ermittler nach Antworten. Handelt es sich um den vermissten Fabian?
Unzählige Kerzen stehen neben Kuscheltieren und Blumen am Eingang der Pfarrkirche St. Marien. Hier im mecklenburgischen Güstrow bleiben immer wieder Menschen stehen, darunter auch Kinder, stellen Kerzen dazu, weinen, gehen weiter oder in die Kirche. «Unbegreiflich, einfach so sinnlos», sagt eine Frau mit gebrochener Stimme. Der Fund einer Kinderleiche nahe der Stadt erschüttert eine ganze Region. Es gilt als wahrscheinlich, dass es sich um den vermissten achtjährigen Fabian aus Güstrow handelt.
Julia Sibrins und David Zubke verlassen mit Tränen die Kirche. Sie sind extra aus Rostock gekommen, um ihre Anteilnahme zu zeigen. «Das nimmt einen einfach mit», sagt Zubke. Sie seien selbst keine Eltern, aber Sibrins erwartet im Februar einen Jungen, was schon deutlich zu sehen ist. «Es ist ein bisschen greifbarer», begründet Sibrins ihr Kommen. «Man ist eine außenstehende Person, aber wenn man hier vorsteht, davor und drinnen in der Kirche, dann ist das schon schlimm.» Innen steht vor dem Altar ein Foto Fabians, das ihn offenbar beim Backen zeigt.
Angehörige sehen sich nicht zur Identifikation imstande
Endgültige Gewissheit über den mutmaßlichen Tod Fabians gibt es unterdessen bislang nicht. Die Angehörigen hätten sich nicht imstande gesehen, die Leiche in Augenschein zu nehmen und zu identifizieren, sagte der Rostocker Staatsanwalt Harald Nowack. Die vorgebrachten Beweggründe seien nachvollziehbar.
Nun solle ein DNA-Test Klarheit über die Identität des toten Kindes bringen. Die Ermittler waren schon am Dienstag davon ausgegangen, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den Achtjährigen handelt, der seit Freitag vermisst wurde. Nachdem Hundertschaften der Polizei tagelang vergeblich nach ihm gesucht hatten, entdeckte eine Spaziergängerin eine Kinderleiche etwa 15 Kilometer entfernt vom Wohnort des Grundschülers.
Hoffen auf Ermittlungsergebnisse
Laut Staatsanwaltschaft erfolgte am Mittwoch die Obduktion der Leiche. «Vom Ergebnis wird viel abhängen», sagte Nowack. Als besonders wichtig werden Hinweise zur Todesursache erachtet. Die Ermittlungen würden zunächst in sämtliche Richtungen geführt. «Wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, die es gibt. Wir drehen jeden Stein um, wenn es sein muss, egal zu welcher Tages- und Nachtzeit», versicherte Nowack.
Am Mittwoch durchkämmten mehrere Dutzend Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei das erweiterte Umfeld des Fundortes «nach Gegenständen oder Spuren, wie auch immer, die da nicht hingehören», sagte eine Polizeisprecherin. Die Ermittler gehen von einer Straftat aus. Die Hintergründe sind bislang weitgehend unklar. Konkrete Verdachtsmomente gegen Personen gebe es bislang nicht, sagte Staatsanwalt Nowack.
Der Güstrower Bürgermeister hofft auf baldige Ermittlungsergebnisse. «Ich wünsche einfach und drücke da die Daumen, dass die Ermittlungsbehörden sehr schnell einen Ermittlungserfolg erzielen», sagt Sascha Zimmermann (FDP) der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist meine ganze Hoffnung auch, damit dann eine gewisse Ruhe in die Stadt einkehren kann.»