KI entziffert Sylter-Flaschenpost aus England
Autor: dpa
, Samstag, 27. Sept. 2025
Eine Familie aus dem Schwarzwald findet 2018 eine Flaschenpost in Hörnum. Sieben Jahre lang bleibt der Inhalt des Briefes geheim - bis jetzt. Mithilfe von KI konnte die Post entziffert werden.
Rund sieben Jahre lag eine auf Sylt gefundene Flaschenpost unentziffert bei ihren Findern aus dem baden-württembergischen Lahr - jetzt hat eine Künstliche Intelligenz (KI) entschlüsselt, wo der Brief ins Meer geworfen wurde und wie alt er vermutlich ist.
Bei einem Spaziergang am Strand an der Hörnumer Odde hatten Malte Bayer und seine Familie aus dem Schwarzwald die kleine Flasche mit dem Brief entdeckt. «Die Flasche ist eher eine Mini-Flasche und war zerkratzt und vom Meer angeschliffen», sagte Bayer der Deutschen Presse-Agentur.
Mit einem Korken sei sie so fest verschlossen gewesen, dass tatsächlich kein Wasser eingedrungen sei. Zu lesen war der damals noch geheime und verwitterte Brief - dekoriert mit bunten Fischen, Seepferdchen, Boot und Rettungsring - im Inneren aber dennoch kaum.
Erste Versuche auf Sylt scheitern
«Ich habe damals schon Zeit damit verbracht herauszufinden, was dort steht, aber ich konnte nur England lesen und eine Stadt.» Die Flasche wird zu Hause im Schwarzwald zunächst zu einem besonderen Erinnerungsstück an Sylt und liegt in einem Korb mit Muscheln und Treibholz. Die Familie aus Baden-Württemberg ist eng mit der Insel verbunden und mehrmals im Jahr hier.
Erst ein neuer Blick seiner Frau habe sein Interesse erneut entfacht, sonst hätte er die Flaschenpost gar nicht mehr angefasst, sagt der 56-Jährige. «Sie hat gesagt: Mensch, da liegt die Flaschenpost und der Brief ist völlig verblasst - den hätten wir konservieren sollen.»
Beruflich hat Bayer viel mit KI zu tun. Und als Inhaber einer Marketing-Agentur auch Zugriff auf die entsprechenden Techniken dafür. «Angetrieben hat mich dabei, dass das Ding da liegt und eine Besonderheit ist und wir das nicht lesen können.»
Drei bis vier verschiedene Tools habe er benutzt. Chat-GPT hatte schon einiges herausbekommen, mit anderen Programmen habe er die Ergebnisse dann verfeinert. Er habe gewusst, dass die KI auch Hieroglyphen entziffern kann und daher den Versuch mit den verschwommenen und vergilbten Buchstaben aus seiner Flaschenpost gewagt. «Das war nachts und das hat mich nicht mehr losgelassen - und dann kam plötzlich das Ergebnis.» Zwei Wochen sei das her.