Feuerinferno mit mindestens neun Toten schockt Spanien
Autor: Jan-Uwe Ronneburger, dpa
, Freitag, 23. Februar 2024
Mindestens neun Tote und 15 Verletzte lautet die traurige Bilanz des Großbrandes in Valencia. Aber auch das Ausmaß der Feuersbrunst in einem modernen Gebäude macht fassungslos.
«Als ob das Gebäude aus Kork wäre, stand es plötzlich in Flammen und wurde in kürzester Zeit zerstört», erzählte ein Nachbar der in Valencia ausgebrannten Wohnanlage dem staatlichen TV-Sender RTVE. Spanien steht nach der Brandkatastrophe in der Mittelmeer-Metropole vor allem wegen der Trauer um neun Tote, 15 Verletzte und noch eine vermisste Person unter Schock.
Zuvor war sogar von zehn Toten berichtet worden, aber die Polizei korrigierte ihre Angaben. Für Entsetzen sorgte aber auch, mit welcher rasenden Geschwindigkeit sich das Feuer von einer Wohnung auf die gesamte relativ neue Anlage ausbreiten konnte.
In der Nacht waren zunächst vier Tote geborgen worden. Dabei handelte es sich um ein Ehepaar und seine zwei Kinder, wie die Zeitung «La Vanguardia» unter Berufung auf Ermittlungskreise berichtete. Dann bestätigte die Justiz dann ein fünftes Opfer. Am Nachmittag hatte die Vertreterin der Zentralregierung in der autonomen Gemeinschaft von Valencia, Pilar Bernabé, dann zunächst mitgeteilt, es seien bei einer ersten Durchsuchung der Brandruine insgesamt zehn Leichen gefunden worden, später jedoch klargestellt, dass es neun waren. Die Suche nach Vermissten in der riesigen Brandruine solle jedoch fortgesetzt werden.
Wie konnte da passieren?
Der Ingenieur David Higuera kann sich die explosionsartige Ausbreitung des Feuers nur mit brennbaren Teilen der Fassadenverkleidung erklären. Auch die riesige schwarze Rauchwolke über dem Gebäude lasse sich kaum anders erklären. Starker Wind habe den Brand zusätzlich angefacht.
Millionen Spanier leben in solchen meist während des Baubooms vor der Finanzkrise von 2008 errichteten großen Wohnanlagen. Das sind keine Sozialwohnungen, sondern oft Eigentumswohnungen für gehobene Ansprüche, mit Gemeinschaftspool, schicken Grünanlagen, Lift und Tiefgarage. Nicht wenige Bewohner solcher Anlagen dürften sich gerade besorgt die Fassade ihres Wohnhauses etwas genauer anschauen.
Carlos und Dani, zwei 16-jährige Jungen, beobachteten nach eigenen Worten von einem nahe gelegenen Park aus «fassungslos», wie sich das Feuer am Donnerstagnachmittag binnen Minuten Richtung Dach hinauf fraß. «Es züngelte an den Metallplatten der Fassade entlang oder dahinter, aber immer nach oben», sagte Carlos der Zeitung «El País». Die beiden berichteten auch von den Menschen, die auf ihren Balkonen um Hilfe schrien. Als Feuerwehrleute mit Drehleiter und Rettungskorb zwei Bewohner von einem bereits von den Flammen bedrohten Balkon retteten, applaudierten und jubelten die Menschen vor dem Gebäude.
Erinnerung an die Grenfell-Brandkatastrophe
Die Bilder aus Valencia erinnerten Ingenieur Higuera an die Grenfell-Brandkatastrophe in London. Im Juni 2017 waren bei einem Hochhausbrand 72 Menschen ums Leben gekommen. Auch dort hatte sich das Feuer rasend schnell über die Fassadendämmung ausgebreitet.